Vorabbemerkung der DWB-Redaktion:
Es freut uns sehr, dass wir euch hiermit eines der wertvollsten und wichtigsten Meisterwerke in Sachen Aufklärung, Bildung und Information der letzten Jahre, ursprünglich anonym in der anarchistischen Bibliothek publiziert, anbieten dürfen.
Einer der besten Artikel der letzten Jahre – ergo MUST-Read!
Aufgrund der Länge erfolgt die gesamte Publikation bei DWB in fünf Teilen.
Kapitelübersicht
- Kapitel I – Was macht Google eigentlich?
- Kapitel II – Ziele von Google & Die Folgen
- Kapitel III – Der allumfassende Angriff
- Kapitel IV – Warum so etwas wie einen Google-Campus verhindern?
- Kapitel V – Wie gegen den Google-Campus kämpfen? Ein Vorschlag
Einführung / Vorwort:
Das Leben wird smart und clean. Alles Wissen und jede Kommunikation steht mir zu jeder Zeit zur Verfügung. Alles wird praktisch und effizient, einfach spielerisch und immer positiv, alles wird Google. Alle können mitmachen, es kostet nix und alles ist freiwillig. Ich kann jederzeit selbst entscheiden und die ganze Welt steht mir offen – ich habe doch nichts zu verbergen.
So scheint es. Das ist das Produkt, die Maschine.
Doch wer über das Smartphone hinweg schaut, sich dem WARUM und dem WIE stellt, dem werden sich unangenehme Fragen und Antworten aufwerfen, die zu Konsequenzen drängen.
Google ist nur eine Firma von vielen, nur ein Teil der neuen Herrschaftsstrukturen, aber ein entscheidender. Die Technologien sind machtvolle Mittel und Werkzeuge, die zur Restrukturierung von Kapitalismus und Herrschaft eingesetzt werden.
Aus Anlass des Kampfes gegen den Google-Campus in Berlin-Kreuzberg soll dieser Megakonzern hier beispielhaft betrachtet werden. Doch keine Analyse bringt etwas, wenn es keine Folgen für das eigene Handeln gibt…
Warum so etwas wie einen Google-Campus verhindern?
Eigentlich könnte man sagen, dies ist ein Beispiel. Denn ein Google-Campus oder eben ein anderer Ort, an dem sich Herrschaftskritiken der komplexen Technologien entfalten können, kann es viele geben. Es ist ein Ort, an dem ein Konflikt besteht oder hervorgerufen werden kann.
Warum also?
Zum einen werden Firmen wie Google überall da, wo sie sich ansiedeln, eine enorme Aufwertung der Gegend (im kapitalistischen Sinne) forcieren. Solche Projekte sind Inkubatoren, sind Starter für eine weitere Entwicklung.
Start-Ups, die es im Google-Campus nicht bis ganz nach oben geschafft haben, werden sich der Erfahrung aus anderen Städten nach versuchen in der Gegend anzusiedeln. Auch die Nähe zu Google könnte Start-Ups dazu verleiten in die Nähe zu ziehen.
Die Gegend wird teurer als sie sowieso schon ist, Menschen, die sie sich nicht mehr leisten können, müssen woanders hin ziehen. Soziale Umfelder zerbröseln. Ein altbekanntes „Phänomen“.
Doch solange Eigentum an sich existiert, wird es immer Ausbeutung geben. Wer braucht denn eine(n) Vermieter*in? Wenn die Wohnungen denen gehören würden, die gerade darin wohnen, wäre die Wertabschöpfung durch andere, meist sowieso Reiche, nicht mehr möglich.
Eine weite Diskussion, die hier nur kurz angeschnitten werden kann, die aber wichtig ist, da viele der Einwohner*innen rund um den geplanten Campus in erster Linie anscheinend Verdrängung fürchten und nicht die Ausbeutung durch die digitale Welt.
Doch der technologische Angriff, unter anderem durch Google, geht uns alle etwas an, denn er ist tiefgreifend und langfristig. Daher braucht es konkrete Projekte, an denen er thematisiert und angegangen werden kann.
Was ist das Ziel?
Hier wird es die unterschiedlichsten Einschätzungen geben. Ich denke aber, die Verhinderung eines Google-Campus kann nur ein Etappenziel sein. Der Campus ist auch Ursache, aber hauptsächlich Symptom. Sollte der Campus verhindert werden, bauen sie ihn eben am Stadtrand und erhöhen dort die Miete und Google wird weiterhin seine Produkte verbreiten.
Sollten wir Google zerstören, wird ein anderer Konzern weitermachen. Nicht um entmutigt zu werden, sondern zu einer realen Einschätzung zu kommen.
Natürlich wäre ein verhinderter Campus ein gutes Gefühl, ein Zeichen an die Welt, dass man sie ärgern kann. Das gibt Mut. Und es ist möglich. Aber auch ein geöffneter Campus könnte vielleicht sogar noch mehr Angriffspunkte geben…
Das eigentliche Ziel muss, finde ich, aber ein ganz anderes Leben sein. Die Abschaffung von Ausbeutung, der Aufbau von Eigenitiative und Solidarität, das Ausweiten von Selbstbestimmung und Selbstorganisation. Dies sind Ziele die sich gegen jede Art von Google und Herrschaft richten.
Dies widerspricht auch grundsätzlich jeder Art der Politik, sei es von Parteien oder Menschen und Initiativen, die mit den Verantwortlichen in Verhandlung treten, sei es durch Petitionen, Forderungen an die Regierung oder Forderungen nach niedrigen Mieten.
Wer sich in diesem Sinne im System selbst bewegt, wird Entwicklungen vielleicht verzögern können, dabei aber zur Stabilisierung desselben beitragen. Kritik und Engagement sind erwünscht, um die Fata Morgana aufrecht zu erhalten, dass wir etwas bewirken könnten durch Reformen in deren Spiel.
Wie wir aber gesehen haben: Wer die Struktur bestimmt, bestimmt wo es lang geht. Wenn ich selbst entscheiden will, welchen Weg ich einschlage, muss die Struktur zerstört werden, als Ding und als Idee.
Der Kampf gegen den Google-Campus kann also nur temporärer Fokus und Anstoß sein. Wir können Widersprüche dieser Gesellschaft aufzeigen und Konflikte vorantreiben in Richtung einer Revolte, eines Aufstandes, einer Umwälzung hin zu einer solidarischen Welt. Wir können zusammen kommen und uns kennen lernen, Widerstandspraktiken und Komplizenschaft statt Ellbogenmentalität üben.
Beziehungen sind etwas das bleiben kann, sie können einen temporären Konflikt überdauern. Die Erfahrungen einer Praxis, die selbst die Herrschaft in Frage stellt, können im weiteren Handeln Möglichkeiten eröffnen und Selbstorganisation an sich ist Ziel und Weg einer Gesellschaft ohne Ausbeutung.
Wir können zeigen: so nicht! Das haben wir zu gewinnen, indem wir der Fremdbestimmung konkrete Selbstbestimmung entgegensetzen.
Aber wie?
Abschlussbemerkung der Redaktion
Im letzten Teil folgt noch der Text „Wie gegen den Google-Campus kämpfen? – Ein Vorschlag“ aus der Zeitung SHITSTORM, der Vorschläge für ein Vorgehen gegen den Google-Campus aufzeigt. Diese Ideen können aber auch bei anderen Projekten inspirierend sein und Anknüpfungspunkte für eine möglichst große Selbstbestimmung in einem Kampf in einer fremdbestimmten Welt geben.
Bis zur Publikation desselbigen empfehlen wir dringend unsere Publikation
„Es ist Zeit!„
Man darf nicht glauben, die Welt zu verändern, indem man Google bekämpft, irgendeine andere Krake (von etlichen wissen die meisten ja nicht mal, dass sie existieren, wer sie betreibt und welchen Namen sie überhaupt haben!) oder denen in die Suppe spuckt, nur um dann selbst diese auslöffeln zu müssen 😉
Es ist die Art und Weise wie Menschen ‚Leben‘ begreifen und dementsprechend selber ‚leben‘ und so Strukturen miterschaffen, die überhaupt erst ein Bedürfnis nach ‚Google‘ (= Asterisk sozusagen für x-beliebige Unternehmungen vergleichbarer Art!) entstehen lassen, Startups dieser Art lukrativ werden lassen und in Kürze diese auch noch so mächtig machen, dass das ‚Start-up‘ vom Bedürfniserfüller zum (Pseudo)Bedürfniserzwinger sich aufschwingen kann!?
Deshalb ist jeder, der eine Veränderung der gegenwärtigen Lage erwünscht, dazu aufberufen sich selbst zu verändern, einen individuellen Paradigmenwechsel zu erzeugen – vielleicht entfacht das ja letztlich – wie ein einzelner Funke an geeigneter Stelle – einen Flächenbrand, der diese Fäkalienproduzenten in Schutt und Asche legt, aus der aber KEIN Phönix entsteigen kann, weil es für ihn keine Nahrung mehr gibt?
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