Vom effizienten Privateigentum

Es gehört zu den grundlegenden Überzeugungen der meisten Menschen im Westen, daß ein privat geführtes Unternehmen stets profitabler und effizienter ist als ein staatlich verwaltetes.
Einzig aus diesem Trugschluß bezieht das Privateigentum seine Existenzberechtigung.

Wobei es völlig unlogisch ist: wenn ein staatliches Unternehmen praktisch ohne Profit arbeiten kann (weil der Staat über die Steuern der Beschäftigten genug Einnahmen hat) und dabei die Befriedigung der Bedürfnisse der Kunden geradeso schafft – wie soll dann ein privates Unternehmen dieselbe Befriedigung schaffen UND dazu noch Profite erwirtschaften?
Das kann doch nur auf Kosten der Qualität der Arbeit, auf Kosten einer stärkeren Ausbeutung der Mitarbeiter oder auf Kosten der Substanz des Unternehmens gehen…

Aber das ist nur meine Meinung – lassen wir einen Publizisten zu Wort kommen.
© für die Übersetzung aus dem Russischen by Luckyhans, 26.12.2016
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Welcher Depp hat gesagt, daß Privateigentum effektiver ist als staatliches?

01. Dezember 2016

Какой дурак сказал, что частная собственность эффективнее государственной?

Die Russen werden schon lange an den Gedanken gewöhnt, daß der Staat ein stets uneffektiver Eigentümer ist. Und daß man nicht nur verbieten muß, an eine Re-Nationalisierung zu denken, sondern daß man die ganze Wirtschaft in private Hände geben muß – dann wird über Rußland das allgemeine Glück hereinbrechen.

In wessen Interesse diese aufdringliche Propaganda geführt wird, muß wohl nicht extra erklärt werden.
(nö, aber man könnte nochmal daran erinnern, was das lateinische Wort „privare“ bedeutet: „berauben“ – eine Privatisierung ist also nichts weiter als eine Beraubung des Volkes an seinem von seinen Steuern und Abgaben geschaffenen Gemeinschaftseigentum – d.Ü.)

Aber mit der These zur effektiveren Eigentümerschaft muß man sich mal näher befassen. Denn wenn es um die Effizienz des Eigentümers geht, wird von den Ideologen und Propagandisten entweder bewußt gelogen, oder sie wiederholen die Lügen anderer aus strotzender Dummheit.

Der Eigentümer, sogar der private, verwaltet schon längst nicht mehr sein Eigentum. Seit 100 Jahren mindestens.
Er hat sich von dieser mühevollen Arbeit mit Aktien abgeschirmt. Und das Eigentum wird von angestellten Managern verwaltet, die unverständlich von wem ernannt werden, aber es wird vorausgesetzt, daß dies der effektive Eigentümer tut.
Obwohl: wie sollen die Millionen kleinen und mittleren Aktionäre den Vorstand eines Großkonzerns ernennen? Kann ich mir nicht vorstellen – das soll mir mal jemand zeigen, daß dies technisch möglich ist.
(selbstverständlich werden die Vorstände nach „Schnauze“, Kumpelkenntnis und Mitgliedschaft im entsprechenden „Club“ oder „Bund“ ernannt – von den wenigen Großaktionären ausgesucht und dann in den Aktionärsversammlungen durchgedrückt – d.Ü.)

In der Praxis sehe ich, daß der Aktionär, egal ob Klein- oder Großaktionär, nur am Wachstum seines Kapitals interessiert ist. Und sobald da irgendwelche Probleme auftauchen, wird er augenblicklich sich effektiv von seinem einen Eigentum in Form von Aktien trennen und in ein anderes investieren.
Und ihm ist jegliche Effektivität schnurzegal. Und auch der Nutzen für den Staat und die Bevölkerung. So viel wie möglich abfassen und rechtzeitig abstoßen – das ist sein ganzes Interesse.

Das möge mir doch bitte jemand erklären, warum die von wem auch immer nach unbekannt welcher Prozedur ernannten Manager effektiver sein sollen als dieselben Manager, wenn sie von staatlichen Strukturen ernannt werden?

Und es gibt einen ganzen Sack voll Nachweise dafür, daß unsere russischen Meister der „Aufteilungen“ (des kleinteiligen Zersägens der Budgetmittel – d.Ü.) und „Rückvergütungen“ (roll-back eines nicht geringen Teils der Auftragssumme, meist so 30 – 40%, an einen oder mehrere der Auftragsvergeber privat-persönlich – d.Ü.) nur Fachleute mit sehr schmalem Kenntnisprofil sind. Sie können nur kleinsägen und rückkassieren. Dank diesem haben sie sich sehr gut hochgearbeitet.
Aber eine Fertigung leiten – das haben sie nie gelernt und sehen darin auch keine Notwendigkeit.

Wozu? Aufteiler-Rückkassier ist ein viel einträglicherer Job.

Unter den Bürokraten in der UdSSR lief alles besser. Wenn nicht alles, so doch vieles. Und unsere Staatsapparat-Leute, trotz aller Kritiken im Internet-Raum, hinterlassen doch in ihrer Masse den Eindruck besserer Verwalter – und sogar (ich traue mir das zu sagen) verantwortungsbewußter zu sein, für das Volk. So sonderbar das auch klingen mag.

Allerdings im Vergleich mit den Deripaskas klingt es nicht sonderbar.
(Oleg Deripaska ist ein ehemaliger Jung-„Oligarch“, der auf sonderbare Weise Anfang der 90er Jahre mit nur 26 Jahren zum Eigentümer der größten Aluminiumhütte des Landes geworden war – d.Ü.)

Hier ist ein kurzes Verzeichnis jener Branchen, wo die Vorteile der bürokratischen Verwaltungsform offensichtlich sind:

– nur die Bürokratie ist effektiv in jenen Industriezweigen, wo es keinen Markt gibt. Zum Beispiel in der Produktion von Atom-U-Booten, Kosmos-Technik usw. (d.h. in den sehr wissenschafts- und kapitallastigen Bereichen).

– nur die Bürokratie ist effektiv in jenen Industriezweigen, welche von der gesamten Gesellschaft und von niemandem im Einzelnen benötigt werden, zum Beispiel Feuerwehr.

– nur die Bürokratie ist effektiv in jenen Bereichen, wo die Interessen der Wirtschaft insgesamt ein Fehlen von Profiten in der konkreten Branche voraussetzen: Straßen, Kommunikationen, Energetik… kurz: Infrastruktur.

– nur die Bürokratie ist effektiv in natürlichen Monopolen. Natürliche Monopole sind solche Industriezweige, wo die Konkurrenz nicht zur Verringerung der Kosten, sondern zu deren Erhöhung führt. Oder könnt ihr euch eine Konkurrenz in der Kanalisation in eurer Wohnung vorstellen? (der Herr Tschubais kann das!)

– nur die Bürokratie ist effektiv unter Bedingungen, wenn keine andere Struktur tätig wird. Während des Krieges und bei Katastrophen. Oder könnt ihr euch die Versorgung einer kämpfenden Division mit Munition auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage vorstellen? (rhetorische Frage, muß nicht beantwortet werden)
Und der Verbrauchermarkt verwandelt sich während des Krieges in häßliche Abarten. Ausweg: Verteilen der Waren auf Karten-Basis, d.h. bürokratisch.

– Die Bürokratie ist die patriotischste Klasse, gerade kraft ihrer Stellung im Staat. Wie sagte Marx: „das Proletariat hat keine Heimat“ (Beispiel Gastarbeiter).
Die Bourgeoisie um so mehr, besonders die jüdische. (gemeint ist die nicht nur jüdische internationale Finanzoligarchie – d.Ü.)
Die Bürokratie dagegen hat keinen „Ersatzstaat“, aus dessen Ausbeutung sie sich ernähren könnte. Deshalb muß sie den eigenen sorgsam behandeln, denn ich kenne keine Geschichte, wo ein Beamter, der nach Amerika geflohen ist, dort eine analoge Position im Staatsapparat bekommen hätte.

– Nur die Bürokratie ist fähig, große Räume mit ganz unterschiedlichen Wirtschaftsbedingungen zu verwalten (Rußland; die EU, wo jetzt mit Hochdruck eine Euro-Bürokratie heranwächst. Früher das britische Imperium usw.)
Ohne effiziente Bürokratie zerfallen diese Giganten unbedingt.
(wie sich bei der EU zeigt, rettet die überbordenden Bürokratie ein auf tönernen Füßen stehendes politisches Kunst-Konstrukt auch nicht – eher im Gegenteil – d.Ü.)

Aber gibt es in der modernen Ökonomie denn Bereiche, wo die private Eigentumsform effektiver ist?

Zweifellos. Das sind die Bereiche, die für eine Vergesellschaftung nicht ausreichend entwickelt sind: der Handel, das Restaurant-Geschäft, der Tourismus, Taxis, die Landwirtschaft und ähnliche.

Und genau diese Sektoren werden von unserer Bürokratie unter Druck gesetzt, mit Gequatsche von der allseitigen Unterstützung des Klein- und mittelständischen Unternehmertums, unter dem Vorwand der Einführung „zivilisierter Handelsformen“ und ähnlichem. Aber tatsächlich wird das im Interesse der Monopolisten und Beamten gemacht, die mit den Oligarchen-Monopolisten verwachsen sind, im Rahmen des in Rußland aufgebauten ständisch-korporativen Staates.

Und wenn man mal die Klasseninteresssen beseiteite läßt, dann ist die effektivste Wirtschaft in jenen Ländern zu finden, wo das Privateigentum nicht dem Staatseigentum entgegengestellt wird, sondern sich harmonisch mit diesem ergänzt.
Wo in jenen Bereichen, die für eine Vergesellschaftung gereift sind, ein staatliches oder gemischtes pivat-staatliches Eigentum dominiert. Und in jenen Bereichen, wo eine Konkurrenz erhalten bleibt, das private.

So zum Beispiel in China oder Vietnam, die hervorragende Ergebnisse in der Wirtschaft erzielen. Dort wird nicht das Staatseigentum zugunsten von Oligarchen und hohen Beamten, die gern Oligarchen werden wollen, vernichtet. Und der kleine Eigentümer wird nicht vernichtet zum Nutzen der im Wettbewerb uneffektiven selbigen Oligarchen und Beamten.

Aber wie könnte man sowas unseren Meistern des Aufteilens und Rückvergütens erklären, die begierlich geifern im Vorgeschmack auf den Gewinn?

Quelle: Источник oder webnovosti.info/n/40070/

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Ja, derf der denn des?
Einfach mal vernünftig und rational an die Sache des Eigentums herangehen?
Ohne vorgefaßte „grundsätzliche“ Überzeugungen und Vorurteile?

Gut, anders werden wir immer nur im Rahmen des sich immer mehr als Bremsklotz erweisenden „hocheffektiven“ (oder eher hoch-fiktiven?) Nager-Systems steckenbleiben (von Tee-Nager zum Ma-Nager), deren Hauptaufgabe es ebenfalls ist, so schnell wie möglich so viel wie möglich abzufassen und sich dann auf den nächsten Posten hochschieben zu lassen…

Übrigens hat gerade erst eine Studie der bekannten Beratungsfirma KPMG festgestellt, daß ausgerechnet die (vorwiegend ausländischen oder jüdischen) hochbezahlten Top-Manager von Großunternehmen in Rußland besonders dazu neigen, sich auf Kosten des Unternehmens persönlich zu bereichern: 56% der Vorstände, Direktoren und 24% der funktionalen Ebene, während international die Gier unter den Manager-Ebenen eher gleichmäßig verteilt ist (bei 31 – 32%).
Diese Daten hat KPMG auf der Grundlage der Untersuchung der von ihnen auditierten Unternehmen in 85 Ländern erhoben.

Haupttatbestand in Rußland ist die „Privatisierung“ von Einkünften und Aktiva der von ihnen geleiteten Unternehmen (46% der Fälle), gefolgt gefälschten Bilanzen und Annahme von Bestechungsgeldern mit je 11%, so der Partner PwC; der Schaden betrug bei jeder 4. russischen Firma jeweils mehr als 1 Mio USD in den vergangenen 2 Jahren.

Wohl nicht zufällig wird von 71% in Rußland (60% international) dabei die schwache innere Kontrolle der Tätigkeit der Manager in den Unternehmen ausgenutzt.
Allerdings landen die Manager fast nie vor Gericht – die Hälfte von ihnen wird still und leise (und gewiß mit einer „ganz ausgezeichneten“ Beurteilung) entlassen, und bei 15% der Unternehmen passiert – gar nichts.
(mehr dazu hier, in russisch)

Es geht halt nichts über den verantwortungsbewußten Eigentümer-Unternehmer im kleinen und mittelstädischen Betrieb
LH

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