Tacheles zu falschen und nutzlosen Widerstandsbewegungen für „Staat“, „Demokratie“ und „Marktwirtschaft“

Viele dieser “Widerstände”, die heutzutage organisiert werden, bringen nichts, weil es eigentlich gar keine Widerstände sind. Die Leute hängen den selben geistigen Axiomen an, die den Niedergang vorantreiben.

Statt den modernen Staat und die Demokratie als Vehikel der Auflösung der Kultur und Unterdrückung zu begreifen, glauben sie, daß die Demokratie nur nicht ordentlich umgesetzt worden wäre und der Staat nur reformiert werden müsse.

Auf dem Weg in den Untergang wollen sie ein paar Stufen zurückgehen, um die letzten Schritte nach unten nochmal ordentlich durchzuführen.

Da werden dann z. B. Parteien gegründet, die konservative Positionen der Achtziger und Neunziger Jahre vertreten, oder Initiativen, welche die “liberale Marktwirtschaft” wiederherstellen wollen, weil das die Umstände sind, die den Leuten aus ihrer romantisch verklärten Jugend erinnerlich sind, in der die Zivilisation eine Phase relativer Stabilität durchlief.

Ziel ist dann ein liberal-konservativer Staat mit Marktwirtschaft, der dann gefälligst auf dieser Stufe für ewig eingefroren werden soll, was völlig ahistorisch und utopisch ist.

Daneben gibt es oft die Forderung nach Beendigung der (linken) Gesellschaftsexperimente, und zwar in völliger Verkennung der Tatsache, daß bereits die Einführung der Demokratie und Umwandlung der Monarchien in Republiken ein gewaltiges Gesellschaftsexperiment war, das inzwischen so tief in die Geister der in seinem Banne Lebenden gesunken ist, daß sie gar nicht mehr begreifen können, wie stark sie selbst das Produkt dessen sind, was die Ursache der Mißstände ist.

In ihrem geistigen Gefängnis laufen sie im Kreise und können ihre Fesseln nicht erkennen.

Die Bargeldabschaffung ist auch nicht unser primäres Problem, sondern allenfalls Begleiterscheinung. Wichtig erscheint sie jenen, welche das Leben von seiner Wirtschaftsseite her denken, die jedoch nur einer, aber nicht der zentrale Aspekt ist.

Ist Dir außerdem klar, daß heutiges Bargeld bloß eine mehrerer möglicher Erscheinungsformen eines Geldes darstellt, das schon lange kein “richtiges” Geld mehr ist?

Wir leben in einem System, in dem Geld eine durch Kreditvergabe ins Leben gerufene Schuld ist, die von den Wirtschaftssubjekten untereinander gehandelt wird. Bargeld ist darin nur eine Möglichkeit, Schuldversprechen von Angesicht zu Angesicht weiterzureichen. Die Einlösung dieser Schuldversprechen wird von höheren Stellen garantiert. Ihre Substanz beruht aber lediglich aus dem gemeinsamen Vertrauen der Wirtschaftssubjekte in diese Institutionen und der Möglichkeit der Schuldner, fällige Schuldversprechen durch die irgendwie zu erfolgende Akquirierung anderer Schuldversprechen zu bedienen.

Bargeld ist in diesem System tatsächlich eine Möglichkeit, noch halbwegs anonym zu agieren. Deswegen wurden die Grenzen der anonymen Bargeldzahlung längst so weit gesenkt, daß quasi alle Aktionen, die systemrelevant oder potentiell systemgefährdend sind, nur noch elektronisch getätigt werden können. Bargeld ist längst nur noch alltäglichen Transaktionen vorbehalten, deren völlige elektronische Abwicklung (derzeit noch) keinen systemischen Nutzen birgt, weil der Aufwand, selbst die geringsten Summen elektronisch zu erfassen, sich nicht rechnet.

Die Bevölkerung soll außerdem, so meine Vermutung, in der Illusion eines “freien Zahlungsverkehrs” gehalten werden, indem >90% der Transaktionen, die tatsächlich nur geringfügiger Natur sind (alle täglichen Einkäufe, Trinkgelder, Feierabendbiere usw.) noch mit Bargeld getätigt werden können. Daher wird es womöglich zu keiner endgültigen Abschaffung des Bargeldes kommen. Hingegen bleibt alles Relevante, inklusive der Lohnzahlungen (!!!), auf elektronischer Ebene.

Das sollte man nicht übersehen: Solange man als Angestellter seinen Arbeitslohn oder als Unternehmer seinen Erlös (und zwar auch für Millionenaufträge!) nicht ausschließlich bar empfangen kann und hierfür auf ein elektronisches Bankkonto angewiesen ist, lebt man doch schon in einem bargeldlosen System, in dem elektronisches Geld nur noch aus Bequemlichkeitsgründen kurzfristig in Bargeld umgetauscht werden kann.

Das Kind ist doch schon längst in den Brunnen gefallen!

Die Möglichkeit, es wieder aus dem Brunnen zu holen (über Rettungsringe, aber solche, die wirklich welche sind) besteht nicht darin, die letzten Reste baren Spielgelds zu retten, sondern das System an sich zu stürzen.


Autor: Taurec / Weltenwende
Quelle: schauungen.de/forum/index.php?id=55465
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*Publikation hier bei DWB erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Autors.

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8 Kommentare

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8 Antworten zu “Tacheles zu falschen und nutzlosen Widerstandsbewegungen für „Staat“, „Demokratie“ und „Marktwirtschaft“

  1. Pingback: Tacheles zu falschen und nutzlosen Widerstandsbewegungen für „Staat“, „Demokratie“ und „Marktwirtschaft“ — Sei herzlich Willkommen beim Dude | matthias331

  2. peter Wyssling

    sehr gute Analyse!
    Fazit „das System an sich stürzen“…
    nun gut… wenn bloß das „System“ nicht a) nicht eine weltweite Sache, und b) nicht vollendet eingefleischt wäre.
    Frage: w e r. schafft es, sich überhaupt ein neues „System“ mal vorzustellen? Dieses Problem ist evtl weit größer, als das „Stürzen“…
    Ich selber sehe da n u r. die Dreigliederung, sprich einen meta-staatlichen sozialen Organismus, der den organischen Einzelorganismus spiegelt, in seinen „dezentralen“ drei Systembereichen.
    wer nicht an neuen Vorstellungen arbeitet, schafft’s n i e. in eine soziale Zukunft, bleibt immer passiver Re-Agierender, wird nicht zu Agierenden..

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  3. Natürliche/organische Selbstorgansisation nach dem Vorbilde der Natur…
    Und Du hast völlig Recht!
    „wer nicht an neuen Vorstellungen arbeitet“
    Es gilt zuerst die geistige Grundlage zu erlangen und die Bewusstheit zu schärfen.
    Ohne das kann man hie Agierender werden, sondern bleibt Spielfigur…
    Etwas ausführlich hatte ich das hier ausgeführt:

    Die Quelle, die Schöpfung, das Leben, die kosmischen Gesetze und die Welt – Licht und Schatten des Seins

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  4. Pingback: Destructio unius generatio alterius – zur Diktatur in 13 Schritten | Ultimative Freiheit Online © Jermain Foutre le Camp

  5. Derk Doys

    EINVERSTANDEN

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  6. Nick Mott

    Es hilft nur das ‚Entsystemieren‘.
    Das bedeutet den Verzicht in sehr weiten Teilen auf Systeme aller Art.
    Das Konzept ‚System‘ selbst ist das Kardinalproblem, denn nur in ‚Systemen‘ kommt es zu Delegierung (Eigenverantwortung abgeben, Abhängigkeiten schaffen, Eigenverblödung, Eigenentmächtigung…), Spezialisierung (Steigerung der Interdependenz bei gleichzeitiger Verringerung der Kohärenz), Hierarchisierung (Unterordnung, Fügenmüssen, Rückkopplungsdefizite…) und funktionale Normierung mit Standards und dieserhalben zur Einrichtung von dazu nötigen Kontrollmechanismen und dazu wiederum zur ‚Gewalt‘-Anwendung!?
    Es gibt also KEINERLEI Möglichkeit EIN System zu erfinden, geschweige denn zu implementieren, das ALLEN gleichberechtigte Chancen auf Erfüllung ihres Wesensauftrages anbieten, geschweige denn gewährleisten könnte, wodurch es zwangsläufig immer zu (eben systemisch bedingt) Deprivierten, Defizitären, Dispensables kommt, die die systemische Balance gefährden und dieserhalb wiederum irgendwie von dem System ‚entsorgt‘ werden müssen, was wiederum zu Friktionssteigerungen führen wird.
    Bei der Größenordnung (planetar) des aktuell dominierenden Systems bleibt nur das ‚Zwischen‘ als Verfügungsraum übrig.
    Diesen zu identifizieren, dorthin zu gelangen, ihn sich zu eröffnen und sich darin bewegen zu lernen wäre also der eigentliche Auftrag für all diejenigen, die nicht ’systemkompatibel‘ sind oder sein wollen.

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  7. Das Thema @System/Zwischenräume wäre ne ganze kurze Artikelserie wert und würdig; quasi ergänzend auf diesem Gastartikel… also falls Du mal Lust und Zeit hast, der Account steht ja. 🙂

    „Es gibt also KEINERLEI Möglichkeit EIN System zu erfinden, geschweige denn zu implementieren, das ALLEN gleichberechtigte Chancen auf Erfüllung ihres Wesensauftrages anbieten, geschweige denn gewährleisten könnte, wodurch es zwangsläufig immer zu (eben systemisch bedingt) Deprivierten, Defizitären, Dispensables kommt, die die systemische Balance gefährden und dieserhalb wiederum irgendwie von dem System ‚entsorgt‘ werden müssen“

    Richtig, weil alles was Menschen erfinden niemals 100% perfekt ist. Und wozu etwas erfinden, was schon da ist = organische Selbstorganisation.
    Würde man von heute auf morgen alles dieser überlassen gäbe es ein paar Jahre ein grauenhaftes Tohuwabohu aber früher oder später würde sich alles quasi von Selbst organisieren und jedem wären weitestgehend gleichberechtigte Chancen gegeben.

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