Ich weiss, was Du im Krieg gemacht hast; mein unfreiwilliges Leben im Libanon (Teil 1)

Der Titel dieses Berichtes ist mir kürzlich auf dem Rückweg vom Einkaufszentrum „le Mall“ – in seiner Grösse das Zürcher „Glattzentrum“ weit übertreffend- eingefallen (dazu weiter unten).

Le Mall 2

„Le Mall“ – eines der grössten Einkaufzentren Beirut; hier in Weihnachtsdekoration 2013

Das Publikum in den in Beirut zahlreich vorhandenen grossen, neuen, modernen Einkaufszentren ist ein vorwiegend modernes, sprich Teenager, sowie auch eher junge Paare und am Wochenende viele Familien, welche es sich in der grossen „Restaurant-Lounge“ –meist bei Mac-Donaldsburgern und Pommes-frites mit Pepsi (Cola gibt’s im Libanon kaum) gutgehen lassen. Obwohl die typisch-libanesische Küche grundsätzlich sehr gesund ist, interessiert es die meisten Libanesen kaum, ob sie sich gesund oder nicht gesund ernähren. Wie in einigen anderen Bereichen fehlt auch hier oft noch die grundlegende Information. Man isst, wenn Mutter kocht traditionell, und sonst gerne auch mal Hamburger.

Der Libanese – ein Individualist?

Anfangs schien es mir, dass der Libanese ein sehr individueller Mensch sei, der auffallen und aussergewöhnlich sein will. Doch der erste Eindruck täuschte. Mittlerweile ist mir klar, „der Libanese“ will NICHT auffallen (höchstens Männer in gewissen Grenzen mit Kleidung), sondern man macht alles so, wie „man“ es halt macht, so, wie es auch die anderen tun. So geht man zum Beispiel nicht ins Ausland in die Ferien, sondern jedes Wochenende zu den Eltern oder Verwandten in den Süden oder Norden. Fast jede libanesische Familie welche in Beirut wohnt, hat noch ein Zweithaus irgendwo ausserhalb Beiruts. Dort erholt man sich dann vom Verkehr und Lärm in Beirut. So sieht man sich in einer sehr grossen Masse von Autos am Freitag Nachmittag weg von Beirut, und Dasselbe wiederholt sich jeweils am Sonntag Nachmittag, wenn alle wieder gleichzeitig zurückkehren. Es empfiehlt sich, dass die Erholung dazwischen sehr intensiv ist, denn das Autofahren an sich ist im Libanon einer der grössten Stressfaktoren, ohne Zweifel. Das Chaos ist grotesk, die Hitze von oft über 35 Grad mit über 70% Luftfeuchtigkeit erdrückend.

Der Verkehr im Libanon ist ein eigenes Kapitel wert. Mehr dazu später.

Kurz zurück zum Titel dieses Textes: es fiel mir sehr schnell auf, dass Libanesen zwei Dinge meist sofort bei der ersten Bekanntmachung fragen; nämlich „haben Sie Kinder?“ und „von welcher Familie stammen Sie?“. Als Gegenstück zur Verabschiedung (allerdings nur unter Familie oder Freunden) folgt dann oft das freundliche „Baddak schi?“ (Möchtest Du noch was?)

Warum ist es so wichtig und interessant für Ansässige, nach der Familie des anderen zu fragen?

Dies hat offenbar mit dem Krieg zu tun. Beirut ist eine Millionenstadt. Die genaue Einwohnerzahl bleibt eine Schätzung, da es bis heute keine Volkszählung gibt. Zudem leben gerade seit dem neuen Syrienkrieg etliche (die Angabe über eine Million scheint mir plausibel) syrische Flüchtlinge, ganze Familien, ohne Aufenthaltsbewilligung im Libanon. Die Regierung duldet dies bis zu einem gewissen Grad aus Verständnis, denn Krieg hat man hier jahrzehntelang selbst erlebt und weiss, was das bedeutet.

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Gebäude mitten in Beirut – Die Spuren des Krieges sind auch heute noch überall sichtbar.

Und obwohl hier Millionen Menschen zusammen wohnen, trifft man immer wieder auf bekannte Gesichter, auch wenn man neu ist. Das gibt es natürlich auch in Zürich, aber im Vergleich zur Masse hier ist dieses wiederholte Aufeinandertreffen schon erstaunlich. So kam es mehr als einmal vor, dass wir DENSELBEN Taxifahrer wenige Tage nach der ersten gemeinsamen Fahrt wieder antrafen, an einem völlig anderen Ort der Stadt. Nun muss man noch wissen, dass es in Beirut tatsächlich an die 30.000 Taxis gibt, da als Fortbewegungsmittel sonst weder Tram noch Bus zur Verfügung stehen (die Stadt ist hügelig). So ist das wiederholte Zusammentreffen mit einem bestimmten Taxifahrer also in der Tat eine erstaunliche Sache.

Die Familien im Libanon sind gross, die Bezeichnung „Clans“ ist durchaus zutreffend. Die 5 grössten Familien kennt jeder, (das Geschlecht der Familie meines Mannes „Mansour“ gehört dazu). Diese Tatsache bringt es mit sich, dass jede Familie Mitglieder hat, welche im Libanonkrieg (1975 – 1990) aktiv gewesen sind. Wie gesagt, ist es durch das enorm engmaschige Sozialnetz der Libanesen kaum möglich, anonym zu bleiben. Das war es auch im Krieg nicht. Daher die häufige Frage, aus welcher Familie man stamme. So weiss der Libanese jeweils sofort, mit welcher Art Mensch er es ungefähr zu tun hat, sprich, ob es eine gewalttätige, oder ehemals reiche und durch den Krieg zerstörte Familie ist, und ob man im Krieg allenfalls befeindet war mit der Familie des Gegenübers.

Die Rolle der Frau im Libanon und „erstaunliche“ Gesetze:

Es ist vorab zu sagen, dass der Libanon von etlichen Religionsgruppen bewohnt wird, schon von daher ist die Rolle der Frau im Libanon nicht überall dieselbe. So ganz habe ich auch bis jetzt einige Dingen noch immer nicht wirklich durchschaut. Es kann zBsp. sein, dass die Frau an einem Ort kaum das Recht hat zu sprechen oder nicht bei männlichen Besuchern sitzen darf, an einem anderen Ort dies wiederum normal ist. Etwas schockierend finde ich als Schweizerin den Umstand, dass eine Frau, wenn sie geschieden wird, wieder zurück zu ihren Eltern ziehen muss – egal, wie alt sie sein mag. Als unverheiratete Frau alleine zu wohnen gilt als „unseriös“. Vor der Heirat zusammenzuleben ist auch heute noch ein Unding. Geschiedene Männer dürfen jedoch alleine wohnen. Sie sind nach libanesischer Meinung in diesem Fall offenbar weniger „unseriös“.

Für europäische Verhältnisse schockierend sind auch Gesetze wie das Folgende: Um sich vor der Gefängnisstrafe zu retten, kann ein Vergewaltiger der Frau, die er vergewaltigt hat, anbieten, sie zu heiraten (sic)! So einfach geht das. Auch dies eine der aktuellen, tragischen Tatsachen im Libanon.

Ebenso unglaublich: Motorrad (auch Vespa, etc) zu fahren ist Frauen im Libanon zwar nicht gesetzlich verboten, aber eben doch nicht erlaubt. Sozial geht das nicht, so sagte man mir von verschiedensten Seiten, als ich mich darüber erkundigte. „Warum genau?“ wollte ich wissen und bekam zur Antwort, dass es eine Frau die Motorrad fährt in diesem Land einfach nicht gäbe. Und wenn sie es doch tun würde, wäre ein Unfall und grosse Unruhe quasi vorprogrammiert, da die vielen Motorrad fahrenden Jungs sich an ihre Fersen heften würden, usw. Ausserdem: Was würden denn die Nachbarn sagen… (Eine enorm wichtige Frage für fast alle Libanesen). Autofahren hingegen ist jedoch geduldet. Üblich ist nebenbei auch, dass Frau bei Mann hinten auf dem Motorrad mitfährt. Nur halt vorne und vorallem nicht alleine – ist ja auch eine gaanz andere Sache

Weiter „erstaunlich“ fand ich das noch aktuell bestehende Recht, dass ein Mann bis zu vier (sic!) Frauen heiraten darf. Er muss einzig gewährleisten, dass jeder Frau dieselben Güter zur Verfügung stehen, sprich: Sie im selben Standard wie die anderen lebt. Unnötig zu erwähnen, dass für Frauen kein Recht besteht, vier Männer zu heiraten. Immerhin, es wurde mir von verschiedenen Personen gesagt, dass von diesem Gesetz nur noch relativ selten Gebrauch gemacht wird. Ach ja, zu diesem Thema abschliessend noch dies: Die Frau hat kein Recht, die Scheidung zu verlangen. Wenn der Mann nicht will, hat sie schlicht und einfach grosses Pech gehabt. In ganz tragischen Fällen kann es jedoch sein, dass die Familie der Frau allenfalls mit viel Mühe (und anderen konkreten Druckmitteln) am Ende erwirken kann, dass der Mann schlussendlich einwilligt. Wenn nicht, bleibt der Frau einzig, ihren Mann umzubringen. Auch dies ein Delikt, das nicht sehr selten vorkommt…

Teil 2 folgt in den nächsten Tagen.


Nachtrag vom 3. Dezember 2014

Teil 2 ist nun publiziert: Ich weiss, was Du im Krieg gemacht hast; mein unfreiwilliges Leben im Libanon (Teil 2)

10 Kommentare

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10 Antworten zu “Ich weiss, was Du im Krieg gemacht hast; mein unfreiwilliges Leben im Libanon (Teil 1)

  1. Heinz Heidtmann

    ICH … WEISS NICHT WAS ICH IM KRIEG GEMACHT HÄTTE!

    Eine Geschichte mitten aus dem Leben!

    Als ich noch ein sehr junger Mann war, gerade 18 Jahre, bin ich in den Kegelclub meines Vaters eingetreten. Vorher hatte ich in diesem Club immer Freitagsabends die Kegel aufgestellt. Damit besserte ich mir damals mein Taschengeld auf, dass zu jener Zeit nicht gerade üppig ausgefallen ist.

    Nach dem Kegeln, saß ich später als wir wieder zu Hause waren, mit meinem Vater noch oft am Küchentisch und wir aßen Kartoffelsalat mit Würstchen. Mutter wusste, dass wir nach dem Kegeln immer Hunger mit nach Hause brachten.

    Bei so einer Gelegenheit erzählte mein Vater dann oft Geschichten aus dem Krieg. Dabei hörte ich ihm gerne und auch interessiert zu. Mein Vater konnte nämlich gut erzählen. Er war ein Mensch, der nie übertrieb und immer sachlich blieb. Diese Beurteilung von mir in bezug auf ihn, hat sich auch nie geändert.

    Mein Vater wurde erst sehr spät als Soldat eingezogen. Als der Krieg schon langsam zu Ende ging.
    Er war gehbehindert, sein linkes Bein war steif. Nach der OP musste er noch lange mit einem Gehstock gehen.

    Deswegen konnte man ihn nicht beim Kriegsanfang gebrauchen.
    Er arbeitete in dieser Zeit auf dem Bürgermeisteramt. Damals, nannte man das Wirtschaftsamt.
    Und war dort für die Ausgabe der Lebensmittelmarken zuständig. Außerdem, hatte er die Aufgabe, auch noch abends spät, jene Familien zu besuchen, um ihnen die Nachricht zu überbringen, das ein Angehöriger von ihnen gefallen war.

    Das bedeutete, dass er also abends spät noch in die Häuser musste. Oft vier, fünf und mehr Stockwerke hoch. Mit seinem Gehstock, bei schlechter Beleuchtung oder gar keiner.
    Die psychische Belastung kam dann anschließend noch hinzu.

    Eines Tages sagte er dann auf seiner Dienststelle, ich kann das körperlich und psychisch nicht mehr tun!

    Etwa 8 Tage später hatte er dann seinen Marschbefehl. Sie melden sich ….
    Er landete auf einem Flugplatz in Süddeutschland. Nachts musste er die Beleuchtung für die Nachtjäger bedienen, tagsüber Bomben laden.

    Mehrmals musste er den Standort der Flugplätze wechseln. Die meisten wurden zerbombt. Und immer hatte er Glück nicht zu den Verletzten oder den Toten zu gehören. Er meinte … das waren schon kleine Wunder, dass ich nie etwas abbekam!

    Zurück zu Kartoffelsalat und Würstchen!
    Als er mir bei so einer Gelegenheit vom Krieg erzählte, fragte ich ihn: Hast du im Krieg jemals einen Menschen getötet!
    Er sagte: NEIN! Und dafür danke ich Gott, das ich das nie musste.
    Ich dachte kurz nach und fragte ihn dann: Was ist mit den Bomben geschehen die du tagsüber geladen hast!
    Er wurde da sehr nachdenklich und antwortete, Du hast recht … diese Schuld nimmt mir keiner ab.
    Weiter sagte er dann: Ich hoffe von ganzen Herzen, dass du niemals in deinem Leben vor solch eine Entscheidung gestellt wirst. Ich hatte Frau, dich als Säugling … und Angst zu sterben. Hätte ich mich geweigert, hättest du mich wahrscheinlich nie kennengelernt. Und deine Mutter wäre eine von den vielen Witwen geworden!

    Das machte mich schon damals als junger Mann sehr nachdenklich.
    Aber …, wohl nicht nachdenklich genug, denn mit 21 Jahren ließ ich mich zur Bundeswehr einziehen.
    Ich hätte nämlich die Option gehabt, den Wehrdienst zu verweigern. Und hätte lieber in dieser Zeit meinen Dienst an der Menschheit in einem Altenheim oder Krankenhaus verbringen können!

    Aber … ich war einfach noch zu dumm und unbekümmert, und dachte, auch diese Zeit geht vorüber. Über Konsequenzen dachte ich nicht nach.

    Ich muss heute noch ab und an an diese Geschichte von meinem Vater denken.
    Bin ich schlauer geworden in all dieser Zeit …? Ich glaube ja! Eins weiß ich jedenfalls, für einen Krieg wird mich keiner gewinnen. Egal ob mit Waffe oder ohne.
    Hoffe aber auch, dass ich im Ernstfall nie vor solch eine Entscheidung gestellt werde.
    Ein Toter der durch meine Hand getötet würde, direkt oder indirekt, würde nämlich mein ganzes jetzige Lebensgebäude einstürzen lassen.

    Ich habe mich später auch mit anderen unterhalten die den Krieg als Soldat überlebt hatten und zugaben, ja … auch ich habe Menschen getötet bzw. dazu beigetragen. Auf meine Frage, wie kannst du damit leben sagte man mir:
    Man lernt das mit der Zeit. Und außerdem, habe ich diesen Krieg nicht gewollt und verhindern können!

    ICH weiß nicht, ob ich mit diesem Alibi so ohne weiteres umgehen und leben könnte!

    Das soll keine Besserwisserei von mir sein, auch kein Urteil an jene, die vor diesem Übel damals standen und nicht NEIN gesagt haben, wie Millionen anderer …! Und deshalb noch mal meine Aussage! Ich hoffe, dass ich nie einmal vor solch einer Entscheidung stehen werde.
    Zu sagen ich weiß es …, könnte sehr gewagt sein.

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  2. thomram

    Lieber Heinz Heidtmann,

    deine Geschichte berührt mich. Gerade weil du so karg dich ausdrückst kommt der dichte Inhalt total direkt rüber.
    Deine Geschichte vom und über Krieg möchte ich sehr sehr gerne weiter veröffentlichen. Darf ich sie kopieren und in bb einstellen? Der Titel würde sein: „Krieg / Karg erzählt“
    Bitte um Bescheid, danke!
    Auch privat willkommen: kristall@gmx.ch

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  3. Ludwig der Träumer

    Danke Heinz für Deine klaren Worte.

    „…Ich hoffe, dass ich nie einmal vor solch einer Entscheidung stehen werde….“

    Wenn diese Situation eintritt, lerne ich vermutlich die zweite Seite meines ICH kennen. Um meinen Arsch zu retten, lade wohl auch Bomben in den Flieger. Eine solche Selbsteinschätzung tut einem über alles friedliebenden Menschen, der noch unter verschärften Bedingungen 1970 den Kriegsdienst verweigerte schon weh. Für Nachdenken ist es dann zu spät.

    Daher ist es eine der wichtigsten Aufgaben für uns, in der Friedenszeit äh in der bombenfreien Zeit alles dazu beizutragen um diese potentielle Gefahr zu verhindern.

    Es ist meine erste Pflicht – solange es noch geht -, dem kriegstreibenden Gesindel die rote Karte zu zeigen. Macht von Natur aus haben die sowenig wie wir. Erst durch unsere Unterwerfung verleihen wir denen Macht mit einem einzigen Kreuz auf dem Wahlzettel alle paar Jahre. Mehr ist nicht zu tun um das Elend aufrechtzuerhalten.

    Krieg ist nur durch die Akzeptanz einer großen Masse an unkritischen Menschen möglich. Warum sonst die Anstrengung über die Medien unsere Hirne für einen Krieg weichzuklopfen? Nur so aus dem Nichts Krieg anzuordnen war bisher noch keinem auch noch so brutalen Diktator oder ‚Religionsführer‘ möglich.

    Ein russisches Sprichwort sagt: Ist erst mal die Fahne ausgerollt, sitzt der Verstand in der Trompete.

    Das Kreuz auf dem Wahlzettel alle paar Jahre weg lassen oder den Wahlzettel ungültig machen ist daher eine der wichtigsten Aufgaben, denen zu zeigen, daß wir sie nicht als unsere Vertreter / Zertreter akzeptieren. Nicht – stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin, sollte unsere Devise sein, sondern – Stell dir vor, es ist Wahlkampf und keiner hört denen zu. Sie stehen dann einsam auf der großen Bühne und plärren den großen Wind an.

    Hören wir dazu auch Elisée Reclus

    http://www.anarchismus.at/anarchistische-klassiker/weitere-anarchistische-texte/7194-elisee-reclus-waehlen-heisst-entsagen

    Es kann aber auch anders kommen, wenn sich für die Entsagung nur ein paar ‚gallische Dörfer‘ entscheiden, wie José Saramago in seinem bedrückenden Roman „Stadt der Sehenden“ beschreibt. Hier meine kurze Buchrezession:

    Die Macht der „Demokraten.

    Eine Kommunalwahl mit nur 5% Wahlbeteiligung wird einer Stadt zum dramatischen Verhängnis. Die demokratisch gewählten Politiker in den anderen Kommunen und der Staatsregierung wittern eine Verschwörung gegen die Demokratie, die natürlich umgehend beendet werden muß. Sämtliche, dem Staatsapparat zur Verfügung stehenden Mittel, wie Geheimdienst, Folter und Mord werden eingesetzt. Bestrafung durch Abzug der örtlichen Verwaltung und Polizei brachte nichts. Die Bürger organisierten sich selbst und sogar die Kriminalität ging zurück. Die Belagerung der Stadtgrenzen mit Zutrittskontrolle und Aushungern schweißten die Menschen nur noch mehr zusammen. Gelebte Anarchie wurde Wirklichkeit.

    Wie die Staatsmacht dem Einhalt gebot und welche Dramen sich in den Ministerien abspielten, hat José Saramago in seinem Roman „Die Stadt der Sehenden“ auf bedrückende traurige Weise herausgearbeitet. Wer dieses Meisterwerk gelesen hat, ist einen wesentlichen Schritt weiter bei der Frage: Wie funktioniert Demokratie? Er wird zum Nichtwähler, auch, wenn ihm das einstweilig das Leben kostet. Zumindest kommt er der Anarchie etwas näher.
    Es ist sicher kein utopischer Roman. Die beschriebenen Mittel und Werkzeuge haben unsere Regierungen bereits parat, wenn wir nicht weiterhin brav unsere alternativlosen Parteien wählen. Nur so können diese (Mittelmäßig wäre eine Beleidigung für das Mittelmaß) am unteren Ende der Menschlichkeit stehenden Psychopathen ihren Status noch behaupten.

    Wie also aus den Zwängen unserer „Dämonkratie“ ohne Lebensgefahr ausscheren, oder in H4 getrieben, fertiggemacht zu werden?

    Ist unser jetziges Schicksal also doch alternativlos und systemrelevant? Das bittere Ende in seinem Roman läßt den Schluß zu. Dennoch ein Buch, das Hoffnung macht. Es zeigt schonungslos die Machenschaften und Gefahren unseres politischen Systems und wie wir „Demokraten“ unter- und unten gehalten werden. Wer diese Gefahr kennt, kann eher ausweichen oder neue Wege suchen.

    Das Vorgängerbuch „Stadt der Blinden“, auf das in manchen Passagen Bezug genommen wird, ist nicht weniger lesenswert, jedoch für das Verständnis hier nicht unbedingt notwendig.

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  4. *DANKE !*
    Wo -um Himmels-Willen- liegt die UR-Sache für all diese UN-Taten?
    Im Neid ? In der Gier ? Im Macht-Wahn ?
    Welche GEGEN-WERT-Maß-Stäbe könn(t)en *wir* denn setzen/pflanzen ?
    1.) *LIEBE* ÜBEN.TUN.
    2.) Achtung vor der gesammten Schöpfung im Herzen be-WEG-en.
    3.) Singen. Spielen. Lachen.
    4.) Fröhlich an-steckend werden/sein/bleiben.
    5.) Ein *Danke!* leben und fröhlich weitergeben.
    6.) …
    -.-.-.-
    *Lebens – Liebes – Wert*
    24 . 03 . 09
    Lebens – Wert
    erkämpft man nicht mit scharfem Schwert
    Er keimt so leis
    durch Frost und Eis
    um und in hellen Geh-danken
    Die sich zum wärmendem Liebes – Lichte hin ranken
    Diese Energie – Kraft des Lebens
    Treibt NIEMALS vergebens
    Heimwärts zu des Schöpfers herrlichem Liebes – Licht
    Mehr braucht es gar nicht .

    Explodierende Keim – Kraft
    Die immer wieder aufsteht und Neues erschafft
    Zieht und treibt Dich HEIM
    Um endlich einmal in des Vater-GOTTes liebenden Händen
    GANZ
    zu Hause zu sein .

    Und ich merke :
    Alles nur Stück – Werke !
    Wenn ich inne-haltend verweile
    Noch so viel andere Bruch – Teile
    Erkenntnis glitzert zu Hauf :
    Es gibt hier doch noch so viel mehr , drum gib ja nicht auf !
    Suche staunend ahnend nur
    das Liebes – Licht auf deiner Lebens – Spur
    und freu dich auch noch auf den Rest
    was dich wieder hoffen lässt .

    Man findet sich so reich beschenkt ,
    wenn man doch nur mal
    an die vielen anderen kleinen Weg Herzen
    auf der Spur neben sich denkt …
    😉

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  5. @Ludwig

    Dir scheint nicht bewusst zu sein, was Demokratie eigentlich bedeutet!
    Daher eine kleine Nachhilfelektion in Sachen Demo-Kratie von Herrn Popp für Dich…

    Ps. Nicht wählen allein ( https://dudeweblog.wordpress.com/2013/07/12/aufruf-zum-boykott-von-wahlen/ ) nützt übrigens nen alten Hut. Als ob es dieses Marionetten-Pack auch nur nen Deut interessierte ob da 0.5% oder 50% Wahlbeteiligung herrscht.
    Radikaler konsequenter Widerstand wider diesen Wahnsinn rundum tut dringend Not und zwar von Mehrheiten aktiv gelebt!

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  6. Ludwig der Träumer

    @Dude, danke für die Nachhilfe. Zwar nichts Neues für mich, habe aber gerne wieder den Andreas Popp zugehört.

    Wenn ich die heutige Machtstruktur betrachte, die mit dem Begriff Demokratie umschrieben wird, muß ich wohl oder übel das Wort Demokratie im heutigen Bedeutungsinhalt sehen. Dem Ursprungsbegriff ist daher höchstens der Vollständigkeit halber eine Fußnote geschuldet.

    Ich denke, es geht aus meinem Beitrag klar hervor, was ich von der heutigen Demokratie halte. Wir werden vermutlich nie mehr in die ursprüngliche so gute Demokratie zurückfinden. Ich bezweifle ohnehin, daß sie jemals so gut war, wie wir uns die vorstellen. Der Idios war vermutlich derselbe wie heute, der freiwillige Sklave. Popp redet von ordentlichen Führern, durch die der Idios profitieren kann. Die werden wir wohl kaum finden, da sie gegen die Psychopathen der heutigen Verführer und der Blödheit des Wahlviehs keine Chance haben. Der Wunsch nach einem guten Führer oder klugen König können wir daher den Märchenerzählern überlassen.

    Daher sei es mir gegönnt, wenigstens vom letzten Ausweg aus der Misere, der gelebten Anarchie zu träumen.

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  7. Heinz Heidtmann

    Es wird oft vergessen,
    dass unsere Politiker nur der Spiegel unserer selbst sind.
    OK, Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Ich rede diesbezüglich von der Masse!

    Ein ähnliches nicht uninteressantes Stichwort sagt: „Wenn DU wissen willst, was in deinem Land nicht stimmt … dann schau in den Spiegel“.

    Abwegig … ich glaube nein. Wir alle schmieden alle mehr oder weniger an unserer eigenen und gemeinsamen Zukunft selbst.
    Und Fakt ist: Nur gemeinsam können wir positive Veränderung bewirken, genau wie das Gegenteil, die negativen Veränderungen.

    Das heißt nichts anderes, ich sagte es bereits viele male … jeder EINZELNE muss sich ändern, zu mindest dran arbeiten, denn nur so geht es.
    Seit tausenden von Jahren hat sich am Grund-Dilemma unseres Lebens nichts geändert.
    Wir gehen weiter diesen ins NICHTS führenden Trott.
    Befassen uns vorrangig weiterhin mit Dingen, die im Grunde für unser Leben nur zweitrangig sind. Unsere wahre Seele nicht berühren. Nichts zur Bewusstseinserweiterung beitragen.

    … der wichtigste und schlimmste Feind ist unser krankhafter EGO.
    Er macht die Spur die Loipe die uns ins Verderben führt, wenn wir nicht alle langsam begreifen, dass es nur über diesen Weg geht, den krankhaften EGO zu bekämpfen und zu besiegen.

    Die Frage die sich allerdings stellt, werden wir das je schaffen! Ich muss meinerseits sagen, dass dies nur durch ein Wunder geschehen kann.

    Gut ist, dass es immer noch die Hoffnung gibt, denn ohne sie, könnten wir nämlich direkt einpacken.

    Aber, sich nur auf die Hoffnung verlassen ist ein Trugschluss, wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen, dann wird sich auch die Hoffnung bestätigen.
    Noch aber … ist das Groh der Menschheit noch nicht soweit. Es werden deshalb noch viele böse und abartige Dinge geschehen, ob wir wollen oder nicht.

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  8. thomram

    Lieber Heinz Heidtmann,
    …du sagst es – und verzagst auf halbem Wege und wiegelst wägelst ab.
    Kann ich leicht verstehen, oft genug gehen meine Gedanken in die gleichen Sackgassen.
    Dabei ist es quatsch.
    Die Wahrheit ist: Ich erlebe haargenau das, was ich kreiere, was ich als Erfahrung brauche, was meine Seele will, dass „es mir“ begegnet.
    Es passiert im Aussen rein überhaupt nix, was seinen Ursprung nicht in meinem Inneren hätte.
    Und so halte ich den ersten Teil deiner Rede hoch:
    Ich ändere alles, indem ich mich selber ändere.
    In Verbundenheit.
    ram

    Nachtrag.
    Wer so spricht wie ich, wird immer falsch verstanden, und die Leute sagen dann: Ja willst du denn nur noch im Lotos hocken und Däumchen drehen.
    Wie erklärt man das dem Nachbarn.
    Ich sags mal so. Wenn ich mein Inneres bewusst mache und mein Inneres in Ordnung bringe, so tut meine Hand im Aussen jederzeit das Richtige, und meine Füsse wissen immer, welcher Weg zu gehen ist.

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  9. Heinz Heidtmann

    Da gebe ich Dir völlig Recht!
    Das Problem, was immer anstand und immer anstehen wird, ist … das mit dem über den eigenen Schatten springen!
    Alles was es zu lösen gibt, lässt sich nur aus unserem Inneren lösen.

    Aber wie gesagt … ich ARBEITE daran!
    Denn … No Body is perfect!

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