Der Syrien-Krieg: Thesen

Im Vorgriff auf die nächste oder übernächste Medienkampagne – wenn man sich von der wütenden Haßsprüherei und also Sprachlosigkeit der ersten „Trumpf-Wochen“ erholt haben wird – die dann ganz sicher irgendwann sich mit dem „Aggressor“ Rußland in Syrien befassen wird, wollen wir heute mal einen recht „offenherzigen“ russischen Standpunkt (nicht den „offiziellen“!) – von uns kommentiert – darlegen.
© für die auszugsweise Übersetzung aus dem Russischen by Luckyhans, 2.2.2017
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Der Krieg in Syrien: einige Thesen, warum Rußland sich dort in den Konflikt einmischen mußte

28. Januar 2017

Aus der russischen liberalen Schickeria und aus einem Teil der nationalistischen (die offensichtlich aus den gleichen Quellen finanziert werden) hört man oft Fragen, warum die russischen Luft- und Kosmosstreitkräfte (LKS) in Syrien wirken, wodurch das begründet sei und ob das wirklich so notwendig wäre.

Bevor wir darauf antworten, ist es sinnvoll, diese Frage in zwei Unterpunkte aufzuteilen:

1. Wodurch ist Syrien wichtig? Wo legt Rußlands Interesse, es zu unterstützen?

2. War es wirklch so notwendig sich dort einzumischen? Hätten die Syrer nicht auch allein damit zurechtkommen können?

Die Antwort auf die erste Frage ist auch wieder nicht nur ein Punkt, da die russischen Interessen in Syrien vielzahlig und verschiedenartig sind.

Война в Сирии: несколько тезисов о том почему России пришлось ввязаться в конфликт

1. Der zum jetzigen Zeitpunkt einzige Militär-Flotten-Stützpunkt der Seekriegsflotte der Russischen Föderation (SKF RF) im Mittelmeerraum ist in Tartus gelegen (offiziell nennt er sich „720. Punkt der materiell-technischen Versorgung der SKF Rußlands“).

Zum heutigen Tage erweitert das nicht nur die operationalen Möglichkeiten der russischen Flotte im Mittelmeer, sondern dank der in Syrien aufgestellten modernen Flugabwehr-Raketen-Systeme (FlaRS) kann von hier aus ein bedeutender Teil des Himmels in der Region kontrolliert werden. Darunter auch über der Türkei und dem Schwarzen Meer.
(die Reichweite der Fla-Raketen des S-400-Systems beträgt zwar „offiziell nur“ 250 km (es gibt verschiedene Raketen), aber der vom Radar des Systems kontrollierte Radius des Luftraumes (wird offiziell nicht angegeben) ist weitaus größer: bis über 400 km, je nach Typ; damit wird das Schwarze Meer flugtechnisch praktisch zum russischen Binnenmeer (wie der russische Verteidigungsminister Schojgu vorgestern erst bestätigte), zumal die ebenfalls in Syrien stationierten S-300M-Systeme in der Lage sind, auch kleine und tieffliegende Flugkörper, wie Flügelraketen und sogar Drohnen, aufzuspüren; und mit der Kontrolle über den türkischen Luftraum hätte man auch den „Pförtner“ des Meeres „im Griff“, was man Herrn Erdowahn beim Putsch vor einigen Monaten recht deutlich „vorgeführt“ hat – d.Ü.)

2. Die Notwendigkeit, die Pläne Katars zum Bau einer Gasleitung durch Syrien nach Europa zu veriteln, was Katar die Möglichkeit gegeben hätte, nicht nur einen wesentlichen Teil des europäischen Erdgas-Marktes zu erobern, sondern gewiß auch zum Dumping von deren Seite und im Ergebnis zur Senkung des Gaspreises führen würde, damit zum Sinken der Einnahmen von „Gasprom“ und der Abführungen an den russischen Staatshaushalt.
(dieser Punkt zeigt deutlich, daß Rußland nach wie vor auf die Einnahmen aus dem Erdöl- und -gas-Export nach Europa angewiesen ist – d.Ü.)

Das heißt, jene Leute, die meinen, daß das russischen Eingreifen in Syrien wirtschaftlich keine Vorteile hätte, kapieren entweder nicht, worüber sie reden, oder sie lügen einfach nur.

Um so mehr, als die Demonstration der Möglichkeiten der russischen LKS schon zu einem bedeutenden Wachstum der Rüstungs-Aufträge für den russischen MIK (Militär-Industrie-Komplex – d.Ü.) seitens ausländischer Käufer geführt hat.

3. Wir unterstützen in Syrien nicht nur die uns freundlich gesinnte Regierung von Bashar Assad, sondern auch die Interessen eines unserer anderen natürlichen Verbündeten – des Iran.
Persien war lange Zeit unser natürlicher Verbündeter gegen das Ottomanische Imperium, und jetzt gibt es hinreichend viele gemeinsame Interessen (sowohl militär-poilitisch, als auch wirtschaftlich).

4. Ein Fall Syriens würde bedeuten, daß die Region mit radikalen terroristischen Kämpfern angefüllt würde, die in Syrien und im Irak eine mächtige Basis für die Durchführung von unterminierenden und Diversions-Tätigkeiten dann schon unmittelbar im russischen Südvorland erhalten würden.
Genau wie der Fall Libyens eine Aktionsbasis für Angriffe auf den Irak und Syrien geschaffen hat. Das radikale pseudo-islamische „Kalifat“ hätte seine Einflußzone um ein Vielfaches ausdehnen können – wie auch seine operativen Möglichkeiten (wirtschaftlich, anwerbungsmäßig, militär-technisch und so weiter).

Wie wir sehen, ist die Antwort auf die erste Frage eindeutig: die Interessen Rußlands in Syrien sind hinreichend groß für eine Einmischung.

Война в Сирии: несколько тезисов о том почему России пришлось ввязаться в конфликт

Laßt uns nun versuchern, die zweite Fragen zu beantworten – hätten die Regierungsstreitkräfte die Kontrolle über Syrien ohne russische Einmischung behalten oder hätte sich das Land in ein Territorium unbegrenzter Gewalt und Chaos verwandelt, wie das mit Libyen passiert ist (wo sogar amerikanischen Diplomaten sterben und die Bewachung durch die elitären US-Marines sie nicht retten kann).

Um auf diese Frage zu antworten, muß man klar verstehen, wer den Soldaten der syrischen Armee tatsächlich gegenübersteht.
Denn die Gegner sind nicht ein paar Häuflein fanatischer Beduinen, wie das einige propagandistische Massenmedien versuchen darzustellen, sondern das ist eine vieltausendköpfige Söldnerarmee.

– Diese Söldner werden durch ungeheure finanzielle Aufwendungen aus Katar, Saudi-Arabien und einigen anderen Ländern gesponsert.
– Diese Söldner werden mit modernsten Waffen versorgt (darunter mit amerikanischen Anti-Tank-Raketen TOW und tragbaren Fla-Systemen Stinger) – durch die Vereinigten Staaten (von Nordamerika – d.Ü.) und deren Verbündete.
– Diese Söldner werden trainiert von amerikanischen, britischen und französischen Sondereinheiten-Ausbildern, als „Militärberater“.
– Diese Söldner erhalten Unterstütrzung in Form von Aufklärungsinformationen (darunter von den Satelliten) seitens der CIA, des MI-6 und andere westlicher Dienste.
(- und diese Söldner bekommen, wie die Festnahme von über 130 ausländischen und Nato-Offizieren aus über 6 Ländern bis hoch zum Brigadegeneral in Aleppo im Dezember vergangenen Jahres gezeigt hat, ganz konkrete operativ-taktische militärische Führungs-Unterstützung – d.Ü.)

Diese Söldner-Terroristen erhalten letztendlich auch eine machtvolle politische und mediale Untestützung von Seiten der westlichen Politiker und Medien.
Denn wenn man dem Bild in den westlichen Massenmedien, das in den letzten paar Jahren übertragen wurde, glauben könnte, dann sind die schrecklichen Bösewichter die russischen LKS und die Regierungsstreitkräfte, und die Kopfabschneider-Terroristen, denen sie gegenüberstehen, sind die „Freiheitskämpfer“.
Das hatten wir auch schon in Afghanistan, wo die westlichen Politiker und Medien jahrelang Osama Bin Laden und die Taliban-Bewegung nicht als Terroristen, sondern als „Verteidiger der Demokratie“ herausgestellt hatten (und dies haben sie bis zum 11. September 2001 getan).

Was konnte dem die Regierung Syriens und deren Armee entgegensetzen?

Die syrische Wirtschaft hat in den Jahren des Krieges (seit 2011, d.h. schon 6 Jahre – länger als die sog. Weltkriege! – d.Ü.) etwa 85% ihres BIP verloren, die wirtschaftliche Basis zum Erhalt der Armee ist zerstört.
Die Mannschaftszahlen der Armee haben in diesen Jahren merkliche Verluste hinnehmen müssen, darunter auch unter den Offizieren. Viele talentierte und kluge Offiziere wurden ermordet, sowohl im Verlauf der Kampfhandlungen als auch im Ergebnis vieler zielgerichteter Anschläge.
Die Bewaffnung der Armee ist auch wesentlich veraltet. Der größte Teil war vor 25 – 30 Jahren ultramodern, als Syrien diese Technik noch aus der Sowjetunion bekommen hatte.

Aber die Hauptgründe dafür, daß die Regierung Syriens die Kontrolle über das Territorium verloren hatte, waren:

а) das nicht ausreichende Niveau der Absicherung mit Aufklärungsinformationen;

b) das schwache Niveau der militärischen Führung, die nicht in der Lage war, weder eine richtige Planung der Kampfhandlungen zu gewährleisten, noch deren Begleitung im Komplex (logistisch, koordinativ, informativ);

c) die oftmals einfach mangelhafte Durchführung der Kampfhandlungen (zum Beispiel die Kontrolle über die Straßen zu behalten, ohne die naheliegenden beherrschenden Höhen zu beachten);

d) die situative, unsystematische Kriegsführung, bis hin zum Fehlen einer geschlossenen Frontlinie.

Die russischen Militärberater haben die Versorgung der Armee mit Aufklärungsdaten deutlich verbessert, haben eine normale Stabsarbeit eingerichtet, führen die fachmännische Planung der Kampfhandlungen durch, haben die Koordinierung und das Zusammenwirken der einzelnen Kampfeinheiten bedeutend verbessert.

Gleichzeitig haben die LKS der RF die aufgebaute Kriegs-Infrastruktur der terroristischen Gruppen zerstört. Sie führen regelmäßig Luftschläge gegen die Stäbe der Söldner, gegen Ansammlungen von Mannschaften und Technik, gegen die Ausbildungscamps, Kasernen, Versorgungspunkte und -fahrzeuge, vernichten Transportmittel mit Verstärkungen, Versorgungsgütern und Munition usw.

Wenn früher zum Beispiel die Kolonnen der „Jihad-Mobile“ (meist Dieselmotor-Geländewagen-Pickups vom Typ Toyota Hilux, die nachweislich zum überwiegenden Teil aus den VSA stammen und mit Erdöl-Verarbeitungsprodukten aus den von den Terroristen besetzten Ölquellen betrieben werden, oft mit aufmontierten Maschinengewehren oder -kanonen – d.Ü.) praktisch ungehindert durch den größten Teil Syriens über bedeutende Entfernungen sich bewegen konnten, unerwartete Schläge führen und ungestraft sich zurückziehen konnten, so ist das jetzt nicht mehr möglich.
Anstelle der hochbeweglichen Form der Führung der Kampfhandlungen, die sich in ständigen plötzlichen Überfällen (darunter auch mit häufiger Nutzung von Selbstmordattentätern) ausgedrückt hatte und welche die reguläre Armee sehr stark in Mitleidenschaft gezogen hat, wurden den Söldnern Stellungskämpfe aufgedrängt, sie wurden gezwungen sich einzugraben und man hat sie in Kesseln eingekreist.

Das aufgezählte zusammenfassend kann man mit großer Gewißheit behaupten, daß ohne Hilfe von außen (von Seiten Rußlands und des Iran) die Syrer, wenn sie der internationalen terroristischen Koalition allein gegenübergestanden hätten, gewiß eine Niederlage erlitten hätten.

Somit ist es nicht nur richtig, daß Rußland dem syrischen Volk hilft, sondern es tut dies auch noch qualitativ hochwertig und effektiv.

Quelle: Источник oder http://webnovosti.info/n/43195/
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Ja, dazu wäre nun natürlich einiges zu sagen – hier nur kurz zum Wesentlichen.
Zuerst wäre mal festzustellen, daß da bemerkenswert nüchtern und ganz in Geiste der westlichen „interessengesteuerten“ Politik betrachtet wird, mit offener Darlegung einiger Hintergründe. Daß nicht alles genannt werden kann, ist auch klar.
Und daß gegenwärtig eine solche „Denke“ durchaus „zeitgemäß“ im Sinne des gegenwärtigen gezielt angerichteten „ungeordneten Durcheinanders“ ist, kann auch kaum bestritten werden. Taktisch geht es wohl heutzutage nicht anders.

Strategisch ist natürlich auch zu vermerken, daß eine solche im alten imperialen Machtdenken verharrende Betrachtungsweise kaum zu langfristig tragfähigen Lösungen führen kann. Allerdings ist es zum jetzigen Zeitpunkt auch wohl noch nicht opportun, die Frage nach einer vernünftigen, den Interesse der Menschen und VÖLKER (und nicht der von den Imperialisten gerade im Nahen Osten – siehe Sykes-Picot-Linie – willkürlich gezogenen Grenzen der existierenden Staatengebilde) entsprechenden Regelung der Konflikte anzustreben.

Zuerst muß mal konsolidiert werden und Stabilität geschaffen, dann kann man die internationalen Organisationen (UNO, WTO, WMF, Weltbank usw.) so umbauen, daß sie endlich mal den Interessen der Völker und Menschen dienen (und nicht denen der internationalen Finanzoligarchie). Das System der sog. Zentralbanken ist allerdings gleich und ersatzlos abzuschaffen.

Und in einem späteren Schritt, wenn sich die Lage stabilisiert hat und sich anständige „Umgangsformen“ der Menschen und Völker untereinander etabliert haben, kann man alle die Freiheit einengenden „Organisationen“ auflösen…

LH

Ein Kommentar

Eingeordnet unter Bildung, Dreckskapitalismus, Geopolitik, Kriegstreiber, Manipulation, Medien, NWO

Eine Antwort zu “Der Syrien-Krieg: Thesen

  1. Eilmeldung von heute:
    +++Artillerie nach Syrien verlegt+++
    USA wollen IS erstmals mit Bodentruppen bekämpfen

    Wer das wahre Ziel der Intervention ist, sollte jedem klar sein.
    (Syrien-Regierung+Russland).
    Denn das Rollback des IS ist ohne die US-Intervention in vollem Gang.
    Daher:
    Brandgefährliche Entwicklung, wenn US-Truppen und syrische Regierungsarmee (Russland) aufeinander treffen sollten.

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