Die Adrenalindealer

1.

Heute Morgen ist der Groschen gefallen. Ich saß in der Essecke, glotzte über meine Kaffeetasse auf den Sonnenbalken, der den Raum angenehm durchflutete und hörte den sprichwörtlichen Groschen fallen.

Bereits während der Corona-Plage hatte ich mich mehr als einmal gefragt, warum sich Leute einfach nicht entspannen wollen. Warum sie nicht durchatmen können.

Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Aber nein! Sie bestanden darauf! Waren geradezu besessen von der fixen Idee, dass wir alle an Beatmungsapparaten jämmerlich krepieren werden.

Ich stand dann immer da und wusste nicht so recht was das alles sollte. Aber heute Morgen, beim Kaffee und dem Lichtbalken und dem Glotzen, hörte ich den Groschen, wie er fiel. Klong!

Mit was haben wir es zu tun? Wir haben es mit einem Drogenproblem zu tun, jawohl Drogenproblem! Mit Süchtigen, mit Junkies. Die Frage nach welcher Droge ist schnell beantwortet. Und ich meine das nicht ironisch oder sarkastisch. Es ist eine grausam schlichte aber einleuchtende Erklärung.

Der Großteil der Menschen ist adrenalinsüchtig! Deren Nebennieren sind einen Vertrag auf Lebenszeit mit einer düsteren Stressgesellschaft eingegangen, mit Adrenalindealern. Wenn man das einmal verstanden hat, erklärt sich alles weitere von selbst.

2.

Beispiel, ich sitze mit meiner Mutter in der Sonne auf ihrer Terrasse, wir trinken Kaffee und essen Kirschkuchen. Der Kirschkuchen ist vorzüglich, das Wetter angenehm, die Vögel tirilieren durch die Gegend und es gibt Nichts, was man hätte beanstanden können. Alles ist gut.

Irgendwann wird der Blick meiner Mutter ernst. Plötzlich will sie wissen, ob ich nicht auch eine Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung machen möchte. Ich kaue auf dem Kirschkuchen und sage, dass ich mir da keine Sorgen mache.

Meine Mutter besteht aber darauf, das ich mir jetzt an diesem sonnigen Tag Sorgen mache und erwähnt den Fall in unserem Bekanntenkreis, den sie in so Situationen immer aus ihrer Adrenalin-Trickkiste zieht.

Sie meint, ich solle nur an Markus, den Mann von Julia denken, der jetzt einen künstlichen Darmausgang hat und wahrscheinlich nicht mehr lange lebt.

Ich schlucke, und nippe an dem Kaffee. Ich versuche das Thema zu wechseln. Aber nein, meine Mutter besteht darauf, jetzt das Thema Krebs auszuwalzen. Es sterben ja so viele Menschen daran.

Ich sage so nebenbei, dass wahrscheinlich diese Leute eher an den Therapien krepieren, die ihnen von der heiligen Ärzteschaft verabreicht werden. Meine Mutter versucht mir klar zu machen, dass ich mit dieser Einstellung völlig auf dem Holzweg bin.

Irgendwann sage ich zu ihr: „Mutter, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, der Kuchen schmeckt, der Kaffee ist gut, wozu müssen wir jetzt den Sensenmann heraufbeschwören?“

Irgendwie haben wir die Kurve gekriegt und konnten noch ein paar Minuten entspannt auf der Terrasse sitzen.

3.

Von meinem jetzigen Standpunkt aus war ihr Verhalten typisch, typisch für einen Junkie, der auf seinem Schuss besteht. Bei Adrenalin geht es darum, die Totenglocken zu läuten.

Meiner Mutter genügte ihr Kaffee als Droge nicht mehr, genau genommen bestand sie auf Kaffee mit Schuss. Konkret, einem Schuss Adrenalin. Seit heute morgen verstehe ich die Leute. Sie brauchen einfach jeden Tag ihren Schuss. Ich habe es mit Junkies zu tun. Lebe in einer Junkiewelt.

Adrenalin wird ausgeschüttet, wenn der Körper, das Leben bedroht wird, man ganz schnell einen Baum hoch klettern sollte, weil ein hungriger Tiger im Anmarsch ist. Obwohl das nicht viel bringen würde, weil Tiger gute Kletterer sind. Egal!

Jedenfalls ist Adrenalin das Hormon, dass von den Nebennieren ausgeschüttet wird, wenn es um die Wurscht geht. Und darum soll es in unserer Welt 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr gehen. Zumindest, wenn es nach unseren Adrenalin-Dealern geht. Andauern malen die den Teufel an die Wand. Wenn es nicht ein gehässiger, kleiner Mikroorganismus ist, dann ist es eine andere Katastrophe.

Und warum malen die den Teufel an die Wand? Weil sie eine Welt mit Adrenalin-Junkies sehen wollen, mit Junkies, die ihre tägliche Dosis brauchen, die einen Turkey bekommen, wenn nicht genug Stress da ist.

Daher, immer Stress, egal wie absurd. Genauso gut könnte man Lotto spielen und im Anschluss panisch auf die Ziehung hinbibbern, weil man ja gewinnen könnte. Gleichermaßen hirnrissig und unwahrscheinlich.

Das erklärt, warum so energisch an Stressfaktoren festgehalten wird, die nicht weniger hirnrissig und unwahrscheinlich sind. Zum Beispiel haben wir eigentlich Sommer. Aber jetzt haben wir nicht nur Sommer, nein, wir haben Stress weil es kein Sommer ist, sondern der Anfang einer grausamen Hitzeapokalypse.

4.

Ich gebe ja zu, schlimme Dinge passieren und der Tod ist ein Ereignis, mit dem jeder irgendwann Bekanntschaft machen wird. Aber wer sagt, dass man deshalb nicht entspannt auf einem Liegestuhl abhängen kann, mit einem Glas Vollmilch und einem guten Buch? Braucht man dazu unbedingt Adrenalin? Sicher nicht!

Adrenalin ist für außerordentliche Ereignisse bestimmt, in denen man sich schnell aus einer brenzligen Situation ziehen muss und nicht für einen gemütlichen Moment mit einer Tasse Tee. Adrenalin sollte nicht unseren Alltag bestimmen! Wir haben kein soziokulturelles Problem, wir haben ein Drogenproblem. Und solange dieses Drogenproblem besteht, kann ein Tag noch so schön sein, ein Essen noch so vorzüglich schmecken, irgend jemand wird daher kommen und dafür sorgen, dass die Nebennieren wie verrückt Adrenalin ausschütten.

Themen gibt es genug, da haben wir die Kometeneinschlag-Geschichte, die Böser-Russe-mit-seinen-Atombomben-Geschichte, die Schlimme-Viren-Geschichte, die Finstere-Menschen-die-Kinder-von-der-Straße-wegholen-und-grausame-Dinge-machen-Geschichte und so weiter und so weiter.

Ich sage nicht, dass diese Geschichten nicht passieren könnten. Aber in der Regel passieren sie nicht. Und wenn jemand diese Ausnahmen zu einer Regel erhebt und damit sagt, dass dies die Regel und nicht die Ausnahme sei, dann haben wir es mit einem Junkie zu tun. Mit jemandem, der einfach seinen Schuss braucht. Oder halt mit einem Adrenalin-Dealer. Man sollte es nicht persönlich nehmen, die Sucht treibt jeden früher oder später in den Wahnsinn.

Da wäre es angebracht, sich eine Knarre zu besorgen und sie jedem an den Kopf zu halten, der mit einer dieser Geschichten aufwartet. Weil dann hat er sein Adrenalin in Null-Komma-Nix im Blut.

Denn eines ist leider typisch für Drogenabhängige, sie wollen, dass andere auch drogenabhängig werden. Sie wollen anfixen, uns mit ihrem Stress verseuchen, damit wir wie sie süchtig nach Adrenalin sind.

***


© by MP Scotty, DWB, dudeweblog.wordpress.com/

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6 Kommentare

Eingeordnet unter Dreckskapitalismus, Freiheit, Gedankenkontrolle, Klimakontrolle, Lustiges, Medien

6 Antworten zu “Die Adrenalindealer

  1. No_NWO

    Nein, ich mach mir jetzt keinen Kaffee! Sondern einen „gemütlichen Moment mit einer Tasse Tee.“

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  2. bin gerade bei Mutter zu Besuch für paar Tage

    ich habe es eher mit einer sekte verglichen. sektenmitglieder machen das auch so wie in coronazeiten geschehen. das kommt auch gut hin. ein kaffee und so mancher tee macht aber genau das selbe, wenn koffein drin ist oder teein, es aktiviert die adrenalinausschüttung. da frage ich mich, wenn es kein entkoffeinierter kaffee war, wie man da gemütlich sitzen will, wenn doch adrenalin beim kuchenessen ausgeschüttet wird. der körper gewöhnt sich dran und wie bei drogen üblich passiert nichts mehr. — diese anderen geschichten… sie sind schlimm und wenn solch eine gesellschaft das hinnimmt, dann ist sie keine mehr. das versuche ich meiner mutter immer zu erklären, denn sie wählt sowas, die sowas zulassen, manchmal sogar fördern. sie ignoriert viel, das hat viel zur entspannung in der vergangenheit beigetragen aber manchmal fuchst es mich auch. 2 leute viele meinungen. jeder lebt sein leben und seine gewohnheiten. sinnlos das verändern zu wollen. besser man hat viel abstand zu jedem.

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  3. Dann machst Du was falsch. Ich hab meine Mutter schon von sehr vielem überzeugt. War viel Arbeit. Umso mehr freut mich der Erfolg.

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  4. mpscotty

    Also ganz ohne Adrenalin ist auch keine Lösung. Ab und zu nen kick, wie auch immer. Außerdem is es immer wieder schon wie es nachlässt. Wie mit dem Schmerz. Hat auch was für sich!

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  5. No_NWO

    Adrenalin mobilisiert Energie, welche sich verbraucht in der Ausrichtung der Wahrnehmung und Kräfte auf ein eng begrenztes materielles Objekt. Manchmal ist das hilfreich, immer aber ist ein Preis zu zahlen: Wenn die Wirkung nachläßt, fühlt man sich schlapp und blöde. Um so blöder das ganze, wenn Objekt der adrenalinischen Begierde ein Blödsinn ist — Virus vielleicht, oder Klimagas, oder Rechtsradikale, oder das World Economic Forum, oder… . Frei nach Nietzsche: Die moderne Form von Herrschaft ist eine von Adrenalindealern über Adrenalinjunkies.

    Adrenalin gehört in den Schrank mit den Tassen aus dem guten Porzellan. Und der darf nur zum Kaffee und Kuchen geöffnet werden. Oder zum Tee und Torte. Und nur sonntags.

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