Wa(h)r-Um-Denken

Dies ist ein Beitrag, der in ähnlicher Form etwa vor Jahresfrist auf Bumi Bahagia erschienen war, dort aber aus unerfindlichen Gründen nicht mehr auffindbar ist – daher hier eine leicht überarbeitete Neuausgabe. 😉
————————-

Fast alle kennen es: „Wenn schwimmen schlank macht – was machen Blauwale falsch?“
Wir lachen darüber. Weil wir so oberflächlich geworden sind.

Wer auch nur eine Sekunde darüber nachdenkt, der kommt sofort darauf, daß es keinen Grund gibt, sich über Blauwale lustig zu machen – man vergleiche nur mal die Schwimmleistungen von Blauwal und Mensch.

Was hier so locker und flockig daher kommt, ist eine Denkweise, die wir zutiefst verinnerlicht haben – wir gehen mit unseren menschlichen Maßstäben an alles andere heran. Wie sinnvoll sind diese Maßstäbe?

Worauf gründen sich unsere Betrachtungen und die daraus folgenden Urteile?

Sinnlose Grundlagen
Ein paar Beispiele.

Geometrie: die Grundbegriffe – der Punkt und die Gerade – Modellvorstellungen, bar jeden realen Inhaltes.
Der Punkt als dimensionlose „Größe“ – oder besser: „Kleine“, denn er ist ja laut Definition unendlich klein und hat keine Abmessungen.
Die Gerade ist unendlich dünn und unendlich lang und völlig gerade, sie hat nur eine Abmessung. Und zwei solcher paralleler Geraden schneiden sich in der Unendlichkeit.

Hää? Wo bitte gibt es solche Dinge im Leben? Da hat ALLES mindestens drei Dimensionen und verändert sich ständig. Im ganzen Universum gibt es keine einzige natürliche gerade Linie – da ist alles in Zyklen, Kreiselwellen, Entwicklungsspiralen und Wirbeln „organisiert“.
Widersprüche ohne Ende – mit der Wirklichkeit keinerlei Kontakt. Darauf gründet sich die gesamte Geometrie.
Sinnvoll?

Mathematik: einfachste Grundlagen – der Zahlenstrahl. Erst geht er von Null los und nur nach rechts – positive Zahlen, später auch nach links – negative Zahlen, ist dann auch plötzlich kein Strahl mehr (ein Strahl hat laut Definition einen Anfang, aber kein Ende). Zwischen zwei Punkten auf diesem Strahl liegt ein endlicher Abschnitt – kann jeder sehen, aber darin befinden sich unendlich viele Zahlen.
Logisch?
Nicht verstanden, aber gelernt. Gelernt ist gelernt. Widersprüche gehören zum Leben, damit mußt du zurecht kommen.
Wirklich?

Wirtschaft: Grundlagen der Marktwirtschaft – der faire Austausch von Waren, ohne gegenseitigen Betrug – ja WO DENN? Es sind doch die meisten nur noch darauf aus, andere möglichst schnell „über den Tisch zu ziehen“ – und ihnen die dabei entstehende Reibungshitze noch als „Nestwärme“ zu verkaufen.

Der „mündige Verbraucher“ – voll informiert und rational entscheidend – sowas soll es geben?
Die gesamte Werbung zielt doch darauf ab, die guten Seiten eines Produktes zu betonen und die Nachteile zu verheimlichen – das soll den „Verbraucher“ informieren?
Und moderne Werbung ist stets so designt, daß fast nur noch Emotionen, und zwar meist auf den untersten Ebenen, angesprochen werden – der Verbraucher soll dann rational entscheiden?
Und da widerspricht niemand?

Physik: das Atommodell – ein klitzekleiner Kern, darum nur Leere, und in der Leere irgendwo die Elektronen; der Kern positiv geladen, die Elektronen negativ – aber keine Anziehung. Die positiven Teilchen im Kern auf engstem Raum zusammengedrückt, aber keine Abstoßung.
Geht’s noch?

Zeit: ein linearer Ablauf – eine Folge von Ereignissen – es gibt im ganzen uns bisher bekannten Universum keinen einzige gerade Linie, keinen einzigen linearen Ablauf.
Was wir heute Zeit nennen, sind ausschließlich Bewegungsvorgänge – eine Erdumdrehung = ein Tag, ein Umlauf um die Sonne = ein Jahr, soundsoviele Schwingungen eines bestimmten Atoms = eine Sekunde – alles nur zyklische Bewegungen – und das ergibt eine lineare ZEIT?

Man könnte sehr lange so weitermachen.

Denn genau dies ist es, was wir Menschen „Wissenschaft“ nennen – von der Wirklichkeit weitgehend losgelöste Modellvorstellungen, mit denen wir versuchen, unser Leben zu verstehen – und zu ordnen.
Kann etwas, das sich auf derart irreale Grundannahmen stützt, brauchbare Entscheidungsgrundlagen bieten?

Was also Wunder, daß unser Leben so komisch um uns herum verläuft, wenn wir unser Hirn mit Vorstellungen gefüllt haben, die mit der Wirklichkeit extrem wenig zu tun haben und voller Widersprüche stecken. Aber diese Vorstellungen haben inzwischen die Wirklichkeit ersetzt und verdrängt in unserem Denken…
Und wir lachen über Blauwale – Lebewesen, die perfekt an ihre Umgebung angepaßt sind, die erstaunliche Schwimmleistungen vollbringen – angeblich zig Tonnen schwer – wer hat ein solches Tier mal gewogen?

Wir müssen uns doch langsam fragen: wie real sind die „Fakten“, mit denen wir so täglich operieren – die wir alle als anerkannte Fakten ansehen?
Dabei rede ich noch nicht mal von den sog. Halb- und Vollügen, die wir verschämt „Halbwahrheiten“ und „Interpretationen“ nennen und die uns täglich mit aller Macht der Massenmedien weiter ungenremst in die Hirne gehämmert werden.

Wie wirklich sind unsere Vorstellungen von der Wirklichkeit?

Und wie wollen wir mal zu einer Weltsicht kommen, die sich mit den Vorgängen um uns herum beschäftigt so wie sie sind?
Wir ahnen nun, daß uns ein weitaus tieferes Um-Denken ins Haus steht als bisher vermutet. Und da hier unterste Grundlagen in Frage gestellt werden müssen, gerät unser gesamtes Gedankengebäude ins Wanken.
Das macht vielen Angst – selbstverständlich.

Aber können wir uns davor drücken?
Wie als Kind beim Zahnarzt? Unangenehmes schiebe ich solange weg, bis es gar nicht mehr anders geht? Bis die unangenehmen Prozesse soweit vorangeschritten sind, daß man um eine Totaloperation, sprich Extraktion beim Zahn, nicht mehr herumkommt?
Was schon beim Zahn nicht sinnvoll ist – beim Denken ist eine Totaloperation völlig unmöglich – niemand kann sein Hirn löschen und neu programmieren.

Erkenntnis geht immer nur Schritt für Schritt.
Und wenn wir den ersten Schritt immer weiter verschieben, werden wir nie in Bewegung kommen.

Machen wir uns ans Aufräumen – überlegen wir, wo uns falsche Modellvorstellungen davon abhalten, das Leben richtig zu sehen – erstmal nur betrachten, ohne zu bewerten.
Wenn es SO nicht sein KANN, wie wir bisher dachten – wie könnte es denn anders SEIN?

Erfinden wir selbst neue Modellvorstellungen – solche, die der Wirklichkeit eher entsprechen – vielleicht jeder erstmal für sich, in Vielfalt.

Ja – träumen wir doch mal – da sind wir eventuell viel näher an der Wirklichkeit als beim verstandesmäßigen Denken.

Habe nicht nur den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen – habe auch den Mut, die Ergebnisse dieses Verstandes-Denkens kritisch zu hinterfragen.

Und lassen wir unsere neue Sicht auf die Dinge einfach mal auf uns wirken – ohne gleich wieder andere davon überzeugen zu wollen.
Geht nämlich gar nicht: es kann sich immer nur jeder selbst von etwas überzeugen.
Also muß auch jeder selbst zu „seinen“ Erkenntnissen kommen – wie auch immer – entscheidend ist das Ergebnis.

Und wenn der „Weg“ das Ziel sein soll, dann muß auch auf diesem „Weg“ sich schon so „benommen“ (gedacht, gefühlt, geredet, gewollt, getan) werden, wie man am Ziel leben will.
Es geht also nicht ohne Vision einer neuen Welt, und jeder möge seine eigenen haben (und auf keinen Fall damit zum Arzt gehen, wie ein bekannter Volksverdummer mal gesagt hat).
Und tauschen wir uns aus, wie du und ich und jede/r andere die Zukunft wirklich „sieht“ – wir alle sind Seher im Geiste – nur Mut!  😉

11 Kommentare

Eingeordnet unter Bewusstsein, Bildung, Freiheit, Gedankenkontrolle, Manipulation, Menschen, Philosophie, Sinn, Weisheit, Wissenschaft

11 Antworten zu “Wa(h)r-Um-Denken

  1. Petra von Haldem

    ***Erkenntnis geht immer nur Schritt für Schritt.***
    Da ist mein Erlebnis anders.
    Manchmal hält das Leben Überraschungen bereit und der Vorhang geht
    einfach mal kurz auf……für den großen und noch groben Einblick!

    Danke für den Beitrag!
    Der Titel ist sehr fein gewählt!!

    Gefällt 2 Personen

  2. Hawey

    Hat dies auf meinfreundhawey.com rebloggt.

    Like

  3. Senatssekretär FREISTAAT DANZIG

    Hat dies auf Aussiedlerbetreuung und Behinderten – Fragen rebloggt und kommentierte:


    Glück, Auf, meine Heimat!

    Like

  4. Pingback: Wa(h)r-Um-Denken | Sei herzlich Willkommen beim Dude | cizzero

  5. thomram

    @ Dude
    Ich habe den Artikel angeklickt, musste dann aber weg, habe einige Stunden komplett Anderes gemacht und gedacht. Komme her, lese und denke: Moment mal. Das ist Stil Luckyhans. Doch bin ich hier nicht in bb, wo bin ich denn gelandet, ach ja, beim Dude.
    Lustig, das. Der Artikel ist wirklich gut. Ich habe keine Ahnung, warum er in bb verschwunden ist.
    Ich frage Lucky, ob er mit der vorliegenden Fassung einverstanden ist. Falls ja, übernehme ich ihn wieder und stelle ihn in bb.
    ok?
    Danke für das Wiederausgraben!

    Like

  6. jauhuchanam राम अवत कृष्ण יוחנן אליהו

    1+1=2 Klar: „Sinnlose Grundlagen“
    „Krieg ist Frieden und Sklaverei Freiheit!“ Bravo, Lucky!!!

    Like

  7. @Ram

    Wie Du dem ‚über uns‚ und dem Impressum von DWB entnimmst, obliegt diese Entscheidung immer ausschliesslich den Autoren von Artikeln und nicht der Administration. Von mir her gern, aber es steht mir nicht zu, das zu bestimmen.

    Like

  8. thomram

    Für Dude:

    🙂

    Gefällt 1 Person

  9. Pingback: Das alte Spiel von Divide et Impera, was die Gnostiker und die Christen treiben | Sei herzlich Willkommen beim Dude

  10. Pingback: Von den Dimensionen-1 | Sei herzlich Willkommen beim Dude