„ISIS“: Die USA haben beliebt…

Nachfolgend erscheint der vorerst letzte Artikel hier bei Dudeweblog, gehostet auf WordPress. Die Gründe dafür – und alles weitere zum Thema – entnehmt ihr bitte hier: ‘Beep Beep Boop’-Update verunstaltet WordPress zum Kindergarten!

Der folgende Gastartikel erreichte uns gestern per Ebrief mit der Bitte zur zeitnahen Publikation, und erscheint hier in unbearbeiteter Fassung nur, weil er wichtig ist, und asap (so schnell wie möglich) raus muss. Und nicht zuletzt aus Respekt gegenüber dem Schaffen von Autor Magnus Göller, dem hiemit herzlichst dafür gedankt sei.


„ISIS“: Die USA haben beliebt…

Die Sache könnte, wenn nicht noch absurder, kaum gespenstischer sein. Kaum ja in den letzten Jahren hatte ich derart den Eindruck, wie in Zusammenhang mit ISIS nun, jenen Kalifatserrichtern, dass die Pläne diverser teilweise untereinander unterschiedlich Verbündeter und Verfeindeter so gar schiefgingen und jetzt vollends wirr aufeinanderschlagen.

Man hat, man, das ist „der Westen“, zudem die Türkei und Saudi-Arabien und Qatar (Israels Rolle ist im Kontext besonders unklar), in Syrien zum Sturze des Bösen Assad, die ärgsten radikalislamischen Mordbrenner des Planeten mit Geld, Rückzugsräumen, Logistik und modernsten Waffen ausgestattet, sie teils auch noch ausgebildet, deren Massaker an Christen in Syrien, die Vertreibungen etc. so lange als lässlich hingenommen, bis dass jene Kräfte mit Furor in den Nordirak einfielen, Mossul (3 Millionen Einwohner!) praktisch kampflos zu überrennen vermochten, daselbst, wie es heißt, nicht nur eine Menge Bargeldes (die Rede war von Milliarden Dollar) sondern auch noch das zweitgrößte Militärdepot des Landes, masse an neuesten amerikanischen Waffen, leichthin zu erbeuten. Vorgeblich nur ein paar tausend Mann, auf Pritschenwägen unterwegs.

Nun, da die USA beliebt haben, ihre in die falsche Richtung irrlichternden Vasallen von vor kurzem ihrerseits zu bombardieren, immerhin rhetorisch groß darin, ihre Kumpane von gestern zu stoppen, geht die Kunde, jene würden von Saudi-Arabien wie Qatar weiterhin massiv unterstützt; z.B. deutsche G36-Sturmgewehre stünden über den Exportumweg nunmehr plötzlich auf der falschen Seite.

Nun, merkwürdigerweise habe ich von westlich politischer Seite, wo Waffenlieferungen an die Kurden von Frankreich bereits beschlossen, bei uns heiß diskutiert, noch nicht eine hörbare Aufforderung an jene beiden arabischen Staaten vernommen, sie möchten ihre Unterstützung der Steinzeitislamisten einstellen: geschweige denn Drohungen mit oder Forderungen oder gar Ankündigungen von Sanktionen im widrigen Falle.

Die Iraker des Südens, vorwiegend Schiiten, wollen oder können nicht in den Norden ausrücken: Sie sind zu zerstritten und schwach gegen jene, die ursprünglich doch nur Assad stürzen sollten, den Bösen, der Christen und Aleviten und andere Minderheiten schützt, so gut er kann. (Von einer Verfolgung normaler Sunniten ist bei ihm aufgrund deren Glaubensrichtung auch nichts bekannt.)

Diesmal, so scheint es mir, läuft für die NWOler eben nicht alles nach Plan. Es sieht sehr stark danach aus, dass man sich verkalkuliert hat, sich von den radikalislamischen Kräften, die so nützlich und im Zweifel kontrollierbar schienen, an der Nase herumführen, ausnützen ließ, um dann über Nacht ausgebootet zu werden und dazustehen alswie ein dummer Schuljunge. Keiner was gedacht? Keiner was gemerkt? Alles erst viel zu spät gemerkt? (Nebenbei, ich will dahin aber nicht länger abweichen, in Libyen hat man den Salat auch, den man so vielleicht gar wollte; das Land ist in kriegerischem Chaos.)

Normalerweise müssten die Amis jetzt da rein, das ganze Geschmeiß wieder aufzuräumen, das sie selber gezüchtet und hochgerüstet.

Nun ist niemand außer den Kurden in Sicht, der die Sache am Boden wenigstens zu puffern vermöchte; doch wohl allenfalls zu puffern; die Türken wollen nicht rein, was man ihnen, bei aller tatkräftigen Mithilfe zur Herbeiführung der nun auch ihnen nicht mehr genehmen Situation, doch wohl kaum verübeln kann oder ihr Kalkül unvernünftig nennen.

Der Iran will aus noch naheliegenderen Gründen in keinen Bodenkrieg mit irgendwelchen abgedrehten Sunnis, Stellvertretern der Saudis im arabischen Nachbarland, wird allenfalls Bagdad und den Süden des Iraks schützen.

Kalifatland ist somit – mit welch atemberaubender Schnelligkeit! – erst einmal etabliert.

Saudumm gelaufen, das. Gegen Assads gut gerüstete, gut koordinierte und sicherlich weithin auch motivierte und von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützte Armee (die Bevölkerung sah wohl mehrheitlich bald, wem sie da alternativ in die Hände fiele) war auf Dauer doch kein vergnüglich‘ Vorrücken, und so wand man sich, sofern dies eh nicht schon Teil des eigenen Planes gewesen war, einfach gen Osten, den Norden und Westen und Teile der Mitte des Iraks kurzerhand zu nehmen.

Nun, die CIA wird sich schon Mühe gegeben haben, diese Leute an der amerikanischen Waffe anständig auszubilden; der gelehrige Gotteskrieger weiß jetzt, wie man geradeausschießt, wenn das M16 mal gerade nicht klemmt. Und das mit den Mörsern und den Raketenwerfern und Panzerfäusten, das kann er auch, mit dem modernsten Gerät made in USA. Zu viel Gott macht nicht zwangsläufig zu dumm zum Krieg.

Eigentlich sollten ja Engländer da rein. Die haben den Laden da unten nach dem Ersten Weltkrieg so eingerichtet, wie es ihnen gefiel, Israel inklusive, Kurdistan exklusive, immer mitgemischt und das Öl abgesaugt: Die sollen mal ran. Echte Wüstenratten, SAS, das ganze Programm. Und die Franzosen, die da weiland zugange, die sichern den Rückraum im Libanon und Syrien, gemeinsam mit der Hisbollah und mit Assad.

Die Fremdenlegion der Franzosen kann endlich mal wieder zeigen, wozu ihr Wüstenschritt gelernt. Der Ami guckt dumm, und der Franz und der Brit ist obenauf.

Mache ich blöde Scherze? Was ist hier noch alles möglich, da offiziell Verbündete widereinander – im Wechsel – Kriegsparteien unterstützen?

Nun, die Wahrscheinlichkeit geht einmal dahin, dass die Dschihadisten vor Ort endlich aufgerieben werden. Und sei es einfach dadurch, dass ihr Gebilde nicht hält, sie sich endlich gegenseitig niedermetzeln, bis dass ein „gemäßigter“, „glaubwürdiger“ Verhandlungsführer überbleibt. Schwer vorstellbar jedenfalls, dass ein zahlenmäßig kleiner Staat, der von lauter Räuberhauptmännern der Wüste geführt, keine vernünftigen Außenbeziehungen herzustellen willens noch in der Lage, allzulange durchhält.

Man vergesse nicht, dass man diese Irren regelrecht von der Leine ließ, sie im Falle gleich Hündchen wieder daranzunehmen wüsste, dass man diese Leute, die man jetzt, da nicht mehr vorderhand wider Assad und die syrische Bevölkerung wütend, Terroristen nennt, vordem Freiheitskämpfer, genau in die Lage setzte, das zu tun, was man jetzt als getan vor Augen hat.

Wie konnte die reguläre irakische Armee, von den Amerikanern über Jahre ausgebildet und ausgerüstet (viel länger und, vermeintlich viel gründlicher als der nicht völlig plötzlich auftauchende Feind!), so urplötzlich vor wenigen tausend eher leicht bewaffneten Kämpfern davonrennen, gerade noch die Uniformen vor der Stadt in den Staub werfend, samt Koppel, Feldflasche und Pistole? Wer befahl das? Oder kam es einfach so, Spontandesertion total?

So nahmen denn, noch einmal, ein paar tausend Mann, praktisch ohne einen Schuss abgeben zu müssen, eine Dreimillionenstadt, das Zentrum des Nordirak, hatten sofort alle militärischen Depots und Einrichtungen sowie Polizeistationen und Gerichtsgebäude und Banken allzumal unter ihrer Kontrolle. Irgendwas ist da faul.

Nun haben die ISIS-Kämpfer diese Metropole als Faustpfand, Geisel, Einkommensquelle. Ich versuchte, sie genau von dorther entscheidend zu schwächen. Vorausgesetzt jedenfalls, die Bürger von Mossul fühlten sich nicht ausnehmend wohl unter der neuen Herrschaft.

Ansonsten sähe ich als Stratege eine Politik der Eindämmung zunächst als die erfolgversprechendste; verfliegt die erste Begeisterung ob der erlangten Erfolge, muss wieder Alltag werden, so wird sich die Unfähigkeit der neuen Machthaber sehr schnell erweisen, indem es an allem, außer an Kriegswichtigem, mangelt. Und die meisten, immerhin viele, die etwas konnten, die sind weg. Zum Plündern und Rauben gibt es nicht mehr viel.

Gut, nun könnten sich Saudi-Arabien und Qatar für vielleicht zwanzig oder dreißig Milliarden Dollar im Jahr daselbst einen M16-Rentnerstaat halten, was der Weltgeschichte noch eine würzige Note hinzufügte.

Ich weiß für mich nur, dass ich keinen Pfennig für die Kabalen und Schlächtereien da unten übrig habe. Das sollen die richten und bezahlen, die es reingeritten haben und laufen ließen.

Also ganz einfach die sinnstiftende Regionalkonferenz: Die USA und Israel (also ein involvierter Gesprächspartner) setzen sich mit Assad, dem libanesischen Premier, mit Erdogan, dem Türken, mit Barsani, dem Kurden, sowie mit demjenigen, der gerade in Bagdad regiert, zudem einem Vertreter Irans sowie Jordaniens, Saudi-Arabiens und Qatars zusammen und lösen das Problem zielführend.

Ich sehe nicht, dass Deutschland da mit am Tisch sitzen sollte. Wenn die Franzosen und die Engländer da unbedingt hinwollen, wünsche ich ihnen hiemit knapp Hals- und Beinbruch.

39 Kommentare

Eingeordnet unter Bildung, Gastbeiträge, Geopolitik, Kriegstreiber, Religion

39 Antworten zu “„ISIS“: Die USA haben beliebt…

  1. Aus dem Wikipedia-Artikel über ISIS (Terrororganisation):

    „Von 25 Personen des obersten Führungskaders des IS waren 17 ab 2004 im US-amerikanischen Gefängnis Camp Bucca im Südirak inhaftiert.[60][61] Durch die Zusammenlegung radikaler Dschihadisten, Militärs und Geheimdienstoffiziere in gemeinsame Zellenblöcke wurde nach Ansicht von westlichen Kommentatoren ein „verhängnisvoller Fehler“ begangen. Dort erfolgte die Anwerbung erfahrener Militärs der irakischen Armee für den Islamischen Staat. Irakische Beobachter sprechen in diesem Zusammenhang von der „Akademie Bucca“.[62]

    „Die US-Besatzer im Irak hatten ein tragisches Talent dafür, sich […] ihre intelligentesten Feinde selbst zu schaffen und zu vereinen.“

    – Christoph Reuter.[63]“

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  2. @Kosmos

    Merci für den Hinweis.

    Ps. Das geschah selbstverständlich mit Absicht!

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  3. Immerhin wollen jetzt 77% (ausgerechnet) der Bundesbürger freiwillig an Bahnhöfen und neuralgischen Punkten mehr überwacht werden.
    3-22 (Skull and Bones) sei Dank. Paris 13(0) Tage zurück.

    Gefällt 2 Personen

  4. „the worst days of my life“:

    Sie wirkt aber, als seien es die besten Tage ihres Lebens und bringt die Moderatorin fast zur Verzweiflung. Emily Eisenman ist die schlechteste Crisis Actrice ever!!
    =>Sichern

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  5. Bei 3:32 ET wirkt sie am süssesten!

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