Ein Unfallkind (Zu-Falls-Kind)

Ergänzend zu den Briefen eines Vaters und einer Mutter im Folgenden ein Gastbeitrag eines anonymen Leserbriefschreibers in minimalst lektorierter Fassung.


Ein Unfallkind

Hab ich doch auch den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, komplett, auch nicht einmal telefonieren möchte ich mit ihr. Ich kann es aus meiner Warte und dank dieses Artikels hier nun auch erklären, was für mich da los ist.

Für mich ist es diese indoktrinierte Erwartungshaltung unserer Eltern die uns von ihnen trennt. Sie erwarten von uns, dass wir sie mit stolz erfüllen, das wir den richtigen Weg gehen, den Weg des Systems und wenn das eben nicht gelingt, hat man versagt.

Dieses Versagen treibt einen Keil aus Angst seine Eltern zu enttäuschen, man will stark sein und es schaffen, aber auch der Familie gegenüber seine Schwächen verschweigen. Also wartet man ab, frisst in sich hinein und ist gehemmt sich mitzuteilen, vor allem vor seinen Eltern.

Man kennt ja die Sprüche: “Ich habe es dir doch gesagt, du hättest doch lieber…”.

Unsere Eltern haben uns in ein System gezwungen, das von Grund auf falsch läuft, dieses Erwachen bringt auch gleichzeitig einen weiteren Keil in die Beziehung Kind/Vater/Mutter. Ein dünstiger Vorwurf, den man sich nicht auszusprechen traut, weil es seine Eltern verletzen könnte, zugleich kommt dann auch wieder eine gewisse Dankbarkeitshaltung der Eltern ins Spiel, wie es hier so schön geschrieben steht:

Ich habe doch alles für mein Kind getan, sogar die tollen Schuhe gekauft…”.

Ja toll! “Danke Mami, dass du mich mit den tollen Schuhen auf das wahre Leben vorbereitet hast und mir nicht eine einzige Wahrheit mitteiltest, wie die Welt tatsächlich funktioniert – du hast so etwas von keine Ahnung was sich da abspielt – sondern warst dein Leben lang ein arbeitendes, konsumierendes und blindes Opfer, das zu allem immer ja oder gar nichts sagte, dessen Erbe wir nun von euch übernehmen sollen und wir sollen alles wieder gerade rücken? Mit was (hochverschuldet) und mit wem (ohne Richtung)? Wo wir doch alle getrennt sind, seelisch, moralisch aber auch physisch und es war euch alles egal, Hauptsache ihr hattet eure Ruhe.

Wenn Kinder im Leben zur Bürde und Last werden, wenn man als Eltern mehr arbeiten muss als zuhause ist, wenn die wenige Zeit die noch bleibt, fürs Fernsehen, Iphone oder ganz Abschalten wegfallen, wenn Eltern 4 Wochen Ferien in Italien, Griechenland oder Spanien feiern und das Kind in ein Lager geschickt wird, wenn Großeltern, Neffen, Enkels oder Onkels überall weit verstreut und getrennt leben, was bleibt dann noch für das Kind übrig?

Eine Tagesstätte, Heim oder Pflegeeltern?
Oder alles zusammen, abwechselnd kombiniert?

Ein nervendes Nebenbei, das Bedürfnisse, Wünsche und Träume hat, das sich einen Ausgleich zum fehlenden Halt, zur Familie und Liebe sucht. Einzelfall? Ich vermute nicht…

Wenn alles nur noch dem Geld hinterher rennt, haben wir ja unsere neue Gottheit gefunden und das wirkliche Leben längst aufgegeben, und dies alles, für ein bisschen, schnell vergängliches Vergnügen, wo selbst ein Neugeborenes immer mehr zu einem Unfall, statt zur Freude wird.


Leseempfehlung:

http://implizit.blogspot.de/2013/09/alphabet-die-kraft-des-selbtsbestimmten.html

5 Kommentare

Eingeordnet unter Dreckskapitalismus, Gastbeiträge, Menschen, Schuldgeld, Sinn

5 Antworten zu “Ein Unfallkind (Zu-Falls-Kind)

  1. mahnred

    Danke Dir für die „Lese-Hilfe“ !
    Sehr schön !!!
    Ich mache zZ die sehr lebendige Erfahrung, daß das Gedanken-Gut aus meiner Kindheit wi(e)der erwacht ! Ha !
    – Ich hab nicht vergessen, wie sie wie besessen versucht haben, mich zu dressieren, mit Strafen, mit Schlägen, mit allem Möglichen… sogar den Stock mußte ich mir aussuchen, mit dem ich dann die Prügel beziehen würde.
    Nur weil ich Denk-Fragen stellte, die Nach-Denken erforderten.
    Das allein galt schon als UN-Gehorsam.
    Aber NICHTS ist verloren gegangen 😉 !
    Damals als Kind habe ich dann versucht, die Erwartungen zu erfüllen und habe es NIE zu „ihrer“ Zufriedenheit geschafft. So werden An-Passungs-Perfektionisten geboren. => Schweige-Spirale, Morbus ignorantia uam.

    Alles so gut wie irgendwie möglich zu machen, in der Hoffnung, daß es doch EINMAL endlich reichen möge… aber es geht nicht.

    Befriedigung/Selbst-Achtung aus Lebens-Wert-Erkenntnis geht ganz anders. 😀

    KEIN Gedanke geht jemals verloren !!!
    Er zieht heimlich still und leise Dauer-Wellen-Kreise.
    -Hab das auch bei meiner sterbenden Mutter erlebt : Sie ging wieder in ihre Kindheit zurück und da war alles sehr real wieder da !!!
    *Zurück ans Licht !*
    *Glück-Auf !*

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  2. Heinz Heidtmann

    Schade, dass einige Leser hier in ihrer Kindheit solche Erlebnisse und Erfahrungen machen mussten.
    Gott sei Dank, kann ich mit sochen Aussagen nicht mithalten.

    Ich bin bei Eltern nach dem Krieg aufgewachsen, die es wohl wie die meisten damals nicht leicht hatten. Es war oft einer reiner Kampf ums wirtschaftliche Überleben. Als Kind begriff man das noch nicht so ganz was da abging. Arm ja, aber fast alle waren damals arm und hatten ihren Kampf. Da fiel das untereinander nicht so auf. Man begnügte sich mit dem was man hatte. Auch wenn Wünsche da waren, das oder jenes hätte ich gern. Doch man wusste, es ging nicht!

    Ich hatte einfache Eltern wie man so im Volksmund sagt!
    Aber, sie hätten und haben, dass letzte Hemd für mich gegeben.
    Streng … jein! Würde sagen, wenn es drauf ankam! Ich war ein wilder Junge der oft an und manchmal die Grenzen überschritt. Aber, sich trotzdem frei entfalten konnte. Und ab und an war da nun mal Strenge im bestimmten Maße angesagt. Die 4 oder 5 mal Hinternversohlen in meiner Kindheit von meinem Vater, wenn es angebracht war, haben meine Beziehung weder damals noch heute zu ihm nicht beeinträchtigt. Außer, dass ich dann mal wieder wusste, wo es lang ging.
    Die Prügel in der Schule war weit aus schlimmer! Da schwang und schlug der Stock vom Leher und Pastor oft zu. Und ich, war immer dabei!

    Mein Vater sagte damals immer: Junge! ich möchte das, es Dir mal besser geht wie mir. Und nicht so schuften musst wie ich. Erlerne einen vernünftigen Beruf. Welchen, überlies er mir! Denke darüber nach!

    Aöso, gezwungen oder überredet zu etwas, was dann z. B. später meine Ausbildung betraf, wurde ich nie. Mein Vater versuchte es wenn, immer mit Güte sowie Einsichten in mir zu erwecken.

    Ich hatte zwar damals eine verdammt arme Kindheit, aber … selbst heute, wenn ich oft zurück denke, möchte ich meine Kindheit nicht missen. Also, weder meine Kindheit noch meine Eltern.

    Natürlich versucht man irgendwie seinen Eltern Dankbarkeit zurück zu geben, aber das finde ich normal. In einer guten Freundschaft ist das ja auch so, nichts ist selbstverständlich.

    Mein Vater hat mir all das fürs Leben mitgegeben, was er konnte und ihm möglich war. Er versuchte immer, mich nichts ins offene Feuer rennen zu lassen.
    Selbst als ich schon ein junger Mann war, versuchte er mich so gut es ging vor bestimmten Dingen zu warnen. Ohne jeglichen Druck!
    Und ich … machte es wie ich es wollte, und … fiel promt auf die Schnauze. Nicht einmal, zweimal … oft!
    Ich war einer, der immer den härteren Weg gehen musste bzw. ging!
    Und dies musste wohl so sein! Jedenfalls machte es mich mit der Zeit dann wachsamer, schlauer und meine Bewusstseinserweiterung wurde dadurch geschärft. Wie heißt es doch so schön: Aus Fehler wird man klug!

    Also, meine Eltern waren für mich absolut OK. Und Fehler die sie machten … wer macht sie nicht! Auch ich habe bei der Erziehung meiner Tochter als alleinerziehender Vater Fehler gemacht, aber auch das, hat unsere Beziehung, – Vater – Tochter – nicht beeinträchtigt. Weder in bezug auf die Kindheit noch heute.
    Auch ich versuchte heute noch, ohne jeglichen Druck, meiner Tochter klar zu machen, dass die Welt da draußen sie auffrisst wenn sie nicht aufpasst.
    Und hier wiederholt sich die Geschichte, auch sie musste schon einiges aln Lehrgeld bezahlen, so wie ich, weil sie den eigenen Weg ging bzw. es besser wissen wollte.
    Das ist nun mal so, wir werden nicht reif für das Leben geboren! Wir übernehmen nicht alles was unsere Eltern im guten zu versuchen uns klarzumachen. Wir müssen alle unsere Erfahrungen oft über den harten Weg selbst machen, also negative sowie positive!
    Die Eltern sind zwar ein wichtiger Teil unseres „Anfangsleben“ aber nicht alles. Natürlich kann in frühester Kindheit viel versaubeutelt werden bei der Erziehung, ohne Frage, aber …! ich weiß nicht, was da die Statistik zu sagt. Natürlich könnte und müsse manches besser sein. Auch ist die Politik mit daran schuld, und nicht unerheblich, dass manches diesbezüglich aus dem Ruder läuft.
    Im Prinzip aber, hat jeder seine eigenen Erlebnisse in der Kindheit und Jugend gemacht, schlimme, ganz schlimme, weniger schlimme oder wie ich … Gute.
    Und dafür, bin ich heute noch Gott dankbar!

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  3. @Heinz

    Dein alter Herr scheint wirklich ein klasse Typ gewesen zu sein – ehrenhaft und aufrecht!

    Leider haben sich die Zeiten ziemlich rapide in eine sehr fragwürdige Richtung geändert, und dies keineswegs zufällig, sondern gemäss geschickt gestrickten, und akurat ausgeklügelten Planes (das Gendermainstreaming ist hier nur das nennenswerteste Beispiel, wenn nicht das konsumistische Egodenken & -Treiben)..

    Und die Politikermarionetten dienen hiebei zuhauf als willfährige Lakaien!

    „wir werden nicht reif für das Leben geboren!“

    Da bin ich gar nicht so sicher. Oftmals sind Kinder viel weiser als Erwachsene! Daher würde ich eher sagen:
    Wir werden nicht reif für diese globalistisch-gleichschaltende und ausbeuterische Kalbtänzer-Irrsinnswelt geboren, weil wir als lebende und bewusste Individuen hier inkarnieren!
    https://dudeweblog.wordpress.com/2013/04/07/bewusstsein-und-existenz/

    Ps. Meine Eltern waren/sind übrigens auch ok. Fehler sind menschlich. 😉

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  4. Heinz Heidtmann

    … danke für Deine Antwort auf meinen Beitrag. Ich sehe es auch so wie Du.
    Wie Du schon durchblicken liesest, die Zeiten waren damals anders als heute. Es hat sich in Sachen Erziehung ein ganz gewaltiger Wandel vollzogen. Zum Negativen hin.

    Noch mal zu reif für das Leben!
    Ich hatte da das falsche Wort gewählt. Reif für das Leben ist ein Kind immer, wenn es nicht gerade große gesundheitliche Probleme mit bringt.
    Ich meinte eher, dass in diesem Kindesalter noch die Erfahrung fehlt! Sie ist es letzten Endes die oft über sein und nicht sein mit entscheidet.
    Ein Kind bringt viel mehr mit, wie wir denken. Meistens wird dies aber durch falsche Erziehung und seine Umwelt unterdrückt und kaputt gemacht, bevor das Kind Nutzen daraus ziehen kann, um diese Gaben die es mit bringt, richtig zu entfalten.
    Gruß Heinz

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  5. mahnred

    @ Unfall-Kind:
    Ach, mir sträubt sich die „Feder“, das zu schreiben…
    würde sehr viel lieber „Zu-Falls-Kind“ schreiben …
    von : „es ist einem zugefallen, geschenkt worden“ 😉
    MIR jedenfalls ist dieses „Zufalls-Kind“ und sein Komentar wichtig geworden.
    und doch glaube ich nicht an einen „Blinden“ Zufall…
    Es MUSS eine Aufgabe, eine ganz besondere Kostbarkeit dahinter stecken !!! 😀
    Ich habe diese „Auf-Wach-Ohr-Feige“ zu meinem 55. Gegurtstag bekommen. Meine Mutter rief mich an und sagte : „Ich hasse Dich.“
    Nie zuvor bin ich mir dermaßen abgewaaatscht vorgekommen. Als dann noch meine Tochter anrief und mich fragte, ob ich SIE hassen würde, war ich völlig platt.
    Da stockte selbst der Tränenfluß vor so viel Nicht-Verstehen.

    Habe dann angefangen, in DEREN Kindheit (und noch viel, viel weiter) zurückzugehen ua mit Hilfe alter Fotos, Schreiben, Gesprächen mit Verwandten und Erinnerungen und DANN fing ich an, langsam, sehr langsam zu verstehen, was sie an-trieb… Dieses stille „WARUM“-Erkennen öffnete mir mein verkramfptes Herz wieder.
    Puzzle-Teilchen für Puzzle-Teilchen fing an sich zu fügen. und die gesammten „Anstands-Lügen“ verbrannten zu Asche.
    aber DIE wurde mir dann zu „Dünger“ … mit mindestens einer „Gold-Ecke“.
    … und die einzige WESENTLICH WICHTIGE Frage die blieb, ist die Frage:
    *Hast du mich lieb ?*
    JvN an Petrus nach dessen 3-maligem Verrat.
    – Soweit, so kurz.-
    Heute denke ich oft an meine Eltern und und wünsche ihnen alles Gute.
    Friede sei mit ihnen !
    … und mit uns allen anderen hier auch ! 😉

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